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Achille Mbembe. Kritik der schwarzen Vernunft

Suhrkamp Verlag

Was in der Aufarbeitung der europäischen Kolonialpolitik im ganzen bisher fehlte, ist eine stringente Darstellung und Analyse der psychischen, mentalen und, wenn man es so nennen will, philosophischen und psychoanalytischen Begleiterscheinungen des Kolonialismus aus dem Blickwinkel der Unterworfenen und Versklavten. Hierin haben die Schriften des algerischen Psychiaters Frantz Fanon (speziell zur französischen Kolonialpolitik in den 50er und 60er Jahren) enorme Vorarbeit geleistet.
2014 nun erschien in deutscher Übersetzung aus dem Fanzösischen das Buch des Kameruner Philosophen und Historikers Achille Mbembe. Er beschreibt und analysiert, ausgerüstet mit den „Werkzeugen“ des aktuellen französischen Denkens, Foucault, Deleuze, Guattari, Badiou, Lacan u.a., in wesentlichen Zügen die auf einer früh entwickelten Biopolitik und dem Phantasma der Rassenlehre gegründete Konstruktion des europäischen Blicks auf den „Neger“ als „menschliches Objekt“ und „Ware“, sowie die psychischen, sozialen, letztlich auch politischen Folgeerscheinungen dieses phantasmatischen Blicks: seine Übernahme durch die Schwarzen.
Mbembe zeigt, dass das kapitalistische Denk- und Wirtschaftssystem ohne die Sklaverei nicht hätte entstehen können, und wie sich diese Einschwärzung im Sinne einer extremen Trübung und Reduzierung der Vernunft im sog. Neoliberalismus mit seiner „kannibalischen Struktur“ nun über den ganzen Erdball verbreitet hat. Der Negersklave ist somit nur das erste Produkt der Gewalt, mit der die immer auch humane Natur des Menschen zum Ding, zur Ware, zum Wegwerfartikel gemacht wurde. Die Befreiung aus diesem Denk- und Lebenskäfig beginnt für Mbembe mit einer „Änderung des Blicks auf den Anderen“.
Ein wichtiges Buch, das den Horizont des aufnahmebereiten Lesers radikal öffnen und erweitern könnte. mc

332 Seiten
28,00 €

Sommer 2015