Christian Bommarius Der gute Deutsche. Die Ermordung Manga Bells in Kamerun 1914

Berenberg Verlag
Im Februar 1885 endete die Berliner Konferenz zur Kolonialpolitik der europäischen Mächte mit der endgültigen Aufteilung Afrikas. Sie war der Beginn einer mit beispielloser Brutalität und Ausbeutung durchgesetzten Unterwerfung dieses Erdteils durch Europa.
Ideologisches Rüstzeug war neben bestimmten christlichen Versatzstücken das ebenso nebulose wie politisch wirkungsvolle Konstrukt der Rassenlehre mit ihrer Einteilung in Herren- und Sklavenvölker, in Schwarz und Weiß. Sie diente dazu, die gnadenlose Ausbeutung schwarzer Arbeitskräfte und Bodenschätze als zivilisatorisches Projekt zu verkaufen, und Afrika mit dem, wie Hannah Arendt es treffend nennt, „Bodensatz und Gesindel in Europa überflüssiger junger Männer“ zu überschwemmen, die zu allem, nur nicht zu zivilisatorischem Handeln imstande waren.
Dass Deutschlands Beitrag zu diesem Zivilisationsbruch in den ihm zugesprochenen Kolonien von besonderer Menschenverachtung und Brutalität geprägt war, ist inzwischen historisch aufgearbeitet, im allgemeinen Geschichtsbewusstsein aber wenig präsent.
Das kürzlich erschienene Buch von Christian Bommarius könnte diesem Defizit abhelfen. Bommarius zeigt am Beispiel des bewusst in Deutschland ausgebildeten und mit deutscher Kultur und deutschem Recht bestens vertraut gemachten Kameruner Häuptlingssohns Manga Bell, die Praktiken deutscher Kolonialpolitik. Er sollte einmal in Kamerun die Herrschaft im Sinne deutscher Interessen übernehmen. Dass er stattdessen seine in Deutschland erworbenen juristischen Kenntnisse anklagend gegen Grausamkeit, Ausbeutung, Willkür und Vertragsbrüchigkeit der deutschen Kolonialpolitik wendete, wurde ihm zum Verhängnis: Manga Bell wurde 1914 erhängt.
Ein spannendes, erschütterndes und unentbehrliches Buch. mc
152 Seiten
20,00€
Sommer 2015