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Didier Eribon. Rückkehr nach Reims

Suhrkamp Verlag

Didier Eribon ist einer der wichtigsten Intellektuellen Frankreichs, Schüler Pierre Bourdieus, Freund und Biograf Michel Foucaults, renommierter Philosoph und Soziologe.
Seine bereits 2009 bei Fayard erschienene und nun ins Deutsche übertragene Autobiografie ist ein großartiges Buch von außerordentlicher Wucht und Stärke, voller Klugheit, Melancholie und Zorn, bewundernswert in der Kombination persönlicher Beobachtungen und tatsächlichen Nach - Denkens.
Offen und frei von Eitelkeiten beschreibt, analysiert und reflektiert Eribon die Bedeutung und Auswirkungen seiner proletarischen Herkunft und Homosexualität auf seinen Bildungs- und Lebensweg; konsequent durchdringt er die Psychologie eigener und gesellschaftlicher Ambivalenzen im Fühlen, Denken und Handeln in Bezug auf seine familiäre und unmittelbare Umgebung.
Damit trifft er ins Mark einer Gesellschaft, in der unterdrückte und aufbrechende Gewalt, intellektueller und antiintellektueller Dünkel, Elitedenken und ausgeprägte Hierarchien, Scham und Ausgrenzung erschütternde Konstanten mit weitreichenden Folgen geworden sind.
Dieser das Eigene bis zur Schmerzgrenze sezierende Blick lässt oft frösteln, greift und rührt durch eine klare und angenehm lesbare Sprache extrem an - und mancher Rezensent wirft ihm „sozialromantische“ Attitüde und Kokettieren mit angestrebtem Außenseitertum vor – als Soziologe ist sich Eribon jedoch der möglichen und vor allem vielfältig durchdringenden Hypotheken von Vergangenheit mehr als bewusst.
Die enorme Kraft seines Buches liegt am Ende in der sehr persönlichen und sensibel differenzierenden Darstellung eines Lebensweges mit all seinen nicht aufzulösenden Widersprüchlichkeiten – fast nichts liegt in der Hand des Didier Eribon und er kämpft entschieden immer weiter.
Unbedingt zur Lektüre empfohlen! mc

240 Seiten

18€

Sommer 2016