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MARVEL MORENO. IM DEZEMBER DER WIND

Aus dem kolumbianischen Spanisch von Rike Bolte
Wagenbach Verlag

Einmal in dieses Buch eingetaucht, ist es als betrachte man die Eruptionen eines aktiven Vulkans.
Die immer anwesende Hauptfigur Lina ist das glühende Erzählzentrum, von dem aus sich die heißen Ströme von Marvel Morenos Satzkaskaden verzweigen. Mal verlieren sie sich in der Familiengeschichte einer der vielen Figuren, mal schlagen sie Breschen durch psychoanalytisches oder biblisches Gedankengelände. Vorm lesenden Auge flimmert dann der Straßenstaub Barranquillas und im Dezemberwind weht die Hoffnungslosigkeit der jungen Generation vorüber. Zu dieser gehören Lina, Dora, Catalina und Beatriz – alle aus gut betuchtem Haus. Und alle vier kämpfen sie gegen eine sich auflösende traditionelle Ordnung. Die verschlungenen Lebenswege der Frauen werden gekreuzt von jähzornigen Männern, deren Allmachtsfantasien ihnen am Ende meist zum Verhängnis werden. Ihre Einzel- und Familienschicksale sind eng verknüpft mit den politischen Ideologien und Zeitläuften Europas und Lateinamerikas der Nachkriegszeit. Moreno spart dabei nicht mit Drastik und Sarkasmus, zeigt aber so die Unentrinnbarkeit der modernen Geschlechter- und Klassenverhältnisse am Beispiel ihrer Heimat auf. „Im Dezember der Wind“ – diese wunderbare Wiederentdeckung des Wagenbach Verlags – ist ein dunkel funkelndes Zeitbild Kolumbiens der Sechzigerjahre, welches sein Licht auch in die Gegenwart wirft. tw

432 Seiten
32 €