Damon Galgut. Das Versprechen

Aus dem südafrikanischen Englisch von Thomas Mohr
Verlag Luchterhand
Schon zum dritten Mal stand der südafrikanische Schriftsteller Damon Galgut auf der Shortlist für den Booker Prize, als er ihn 2021 für „Das Versprechen“ erhielt.
Es erzählt den Verfall einer weißen südafrikanischen Farmerfamilie, beginnend im Apartheitsregime in den 1980er Jahren bis zum Ende der 2010er Jahre. Die Erzählung wird durch die Todesfälle in der Familie strukturiert, die den Hinterbliebenen Anlass geben zusammenzufinden. Zu Beginn des Romans nimmt die todkranke Mutter der fünfköpfigen Familie ihrem Ehemann das Versprechen ab, der schwarzen Haushaltshilfe Salome, die sich mehr um sie gekümmert hat als ihre Angehörigen, das kleine Häuschen, in dem sie lebt, zu übereignen. Die jüngste Tochter Amor wird Zeugin des Versprechens, das über Jahrzehnte nicht erfüllt und bei jedem Trauerfall erneut zum Thema wird. Der Roman wird in einem stream of consciousness erzählt, wechselt dabei aber immer wieder die Perspektive. Galgut bleibt eng bei den weißen Protagonistinnen, die sich überwiegend selbst als Opfer der politischen Veränderungen betrachten und kein Bewusstsein für ihre Täterschaft und ihre Mitverantwortung am rassistischen System entwickeln. Entsprechend bekommt auch Salome keine Stimme. "Das Versprechen" porträtiert den Zustand der weißen Gesellschaft Südafrikas bissig und wortgewandt. Der Übersetzer Thomas Mohr hat es auf beeindruckende Weise geschafft, die nahtlosen Übergänge der Bewusstseinsströme in die deutsche Sprache zu übersetzen und den Humor Galguts beizubehalten. Christine Mathioszek
366 Seiten
€ 24,-