Douglas Stuart. Shuggie Bain

Aus dem Englischen von Sophie Zeitz
Verlag Hanser Berlin
Es ist die Zeit der Massenarbeitslosigkeit der Bergleute im und um das niedergehende Glasgow der 1980er Jahre, die große Zeit von Margaret Thatcher. Shuggie Bain ist aus dem harten Stoff jener Gegensätze entstanden, aus dem schon Billy Elliott gemacht war, der Film über einen Jungen aus einer Arbeiterfamilie im nordenglischen Bergarbeitermilieu, der lieber zum Ballett als zum Boxen gehen möchte. Auch Shuggie Bain lebt von Gegensätzen. Wenn Agnes nach einigen Wodka und Bier aus der Teetasse in ihrem schönsten Queen’s English die unflätigsten Ausdrücke benutzt und im Nerzmantel das billigste Lagerbier einkaufen geht. Oder wenn sie in ihrem rosa Angora-Pullover mit den Glasperlen »glitzernd und flauschig am Boden liegt wie ein abgelegtes Partykleid«, weil ihr Mann sie verprügelt hat; wenn ihr kleiner Sohn Shuggie ihr in Krawatte und mit sorgfältig gescheiteltem Haar nach einer alkoholdurchtränkten Nacht den Eimer hinhält – und überhaupt gilt bei allem Elend immer: auf Agnes Kinder kommt kein Kohlenstaub, und wenn sie ihrer Mutter das Erbrochene vom Rock kratzen müssen.
Am Ende kann der kleine, zarte Shuggie in dieser verdrehten Welt seine schöne Mutter Agnes natürlich nicht retten, denn gegen den Alkohol kommt er nicht an. Aber wenn er sie auch verliert – seinen Stolz und seine Träume bewahrt er sich. Den Kopf immer schön erhoben halten, wenn der Hals auch dreckig ist - das hat ihm seine Mutter eingetrichtert.
Uns hat die Lektüre auch süchtig gemacht – nach mehr Shuggie Bain.
nc
494 Seiten
26€