Natascha Wodin. Nastjas Tränen

Rowohlt Verlag
Als die Schriftstellerin Natascha Wodin in ihrer Westberliner Altbauwohnung ukrainische Musik auflegt, laufen ihrer kürzlich eingestellten Putzhilfe Nastja Tränen übers Gesicht. Unversehens steht Wodin damit am Anfang einer Geschichte, einer „Ost-West-Geschichte“ wieder einmal. Eine Geschichte wie ihre eigene, die Wodin schon innerlich befriedet glaubte. Doch die fremden gleichzeitig so vertrauten Tränen lassen die Autorin nicht kalt. Und so beginnt sie von Nastja zu erzählen, ihrer Vergangenheit und ihrem An- und Durchkommen in Deutschland.Nastja hatte in Kiew ein Studium zur Bauingenieurin begonnen und Roman kennengelernt. Zusammen verbrachten sie unbeschwerte Tage auf der Krim und beschwerliche Jahre in poststalinistischer Enge. Nach 1989 wurde ihre ökonomische Situation untragbar. Nastja nimmt also den Zug nach Berlin, allein.Dort angekommen lebt sie den Alltag einer Arbeitsmigrantin, der hautnaher kaum erzählt sein könnte. Nastja macht alles durch: Etliche Putzjobs, eine ausbeuterische Zweckehe, die drohende Abschiebung. Natascha Wodin hilft Nastja schließlich, sie organisiert, sie setzt sich ein. Und findet für Nastjas Schicksal eine nüchterne, fast sachliche Sprache, doch durchsetzt mit Momenten lakonisch-lichter Poesie. Diese Balance sowie der Einblick in das komplexe Verhältnis beider Frauen zueinander, machen Nastjas Tränen zu einem anrührenden gleichzeitig aufklärenden Stück realistischer Literatur. Ein wichtiges, wertungsfreies, und doch engagiertes Buch! tw
192 Seiten
22€