Fridolin Schley. Die Verteidigung. Roman

Verlag Hanser Berlin
Im November 1947 wurde in Nürnberg der sogenannte „Wilhelmstraßen-Prozess" eröffnet - angeklagt waren hochrangige Diplomaten aus dem Auswärtigen Amt, u.a. Ernst von Weizsäcker, seit 1938 in der NSDAP und SS und einer der ranghöchsten Diplomaten unter Ribbentrop und Himmler. Die Verteidigung übernahm Hellmut Becker, der in der späteren Bundesrepublik Leiter des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung wurde - an seiner Seite, sein Assistent Richard von Weizsäcker, der Sohn. Eine solche Konstellation muss man sich vergegenwärtigen: Der Sohn verteidigt den wegen schwerster Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagten Vater. Darüber hat Fridolin Schley einen dokumentarischen Roman geschrieben, der sich aller emotionalen Sprache enthält, sein Wissen und seine Beschreibungskraft aus Dokumenten, Aufzeichnungen, Protokollen und der nicht wenig vorhandenen Literatur zu dem Thema bezieht. Das liest sich atemberaubend, trotz der Sachlichkeit - wird hier doch ein Raum aufgeschlossen, den man auf diese Weise anders niemals hätte betreten können. Da werden Argumente und Gegenargumente aufgetürmt und es wird einem ganz schwindlig - spätestens bei dem Begriff „Widerstand durch Mitmachen“. Ernst von Weizsäcker wurde am Ende zu sieben Jahren Haft verurteilt und 1950 entlassen.
„Der Wahrheit ins Auge sehen“ - so formulierte es Richard in seiner berühmten 8.-Mai-Rede 1985 -; was mit der Wahrheit bei diesem Prozess geschah, sollten Sie unbedingt lesen! Eine kleine Zeitmaschine, die Sie an einen Ort versetzt, an dem Sie nie gewesen und unser aller Verstehen für den Verlauf von Deutscher Geschichte schärft. Das kann nur große Literatur und Kunst. sg
272 Seiten
24€