RICHARD HARDING DAVIS: GALLEGHER DER LAUFBURSCHE UND ANDERE STORIES

Aus dem amerikanischen Englisch von Hans-Christian Oeser.
Mit einem Nachwort von Bernd Erhard Fischer
Edition A. B. Fischer
Einen schönen Fund hat die Editon A. B. Fischer mit den Erzählungen des amerikanischen Journalisten Richard Harding Davis gemacht, die hier zum ersten Mal in deutscher Übersetzung vorliegen. Deutlich beeinflusst von den Romanen Charles Dickens' erschaffen die Erzählungen ein Sozialpanorama New Yorks am Ende des 19. Jahrhunderts, in dem arme Gauner wie reiche Erben ein großes Herz beweisen und nach gelegentlichen Verirrungen stets auf den Weg der Moral zurückfinden. So überholt das romantische Konzept klingen mag, lesen sich die Geschichten doch vergnüglich und schaffen ein lebendiges Bild der Stadt, das wiederum sehr gegenwärtig erscheint. Resignierte Reporter, die meinen, schon alles gesehen zu haben, feierwillige Nachtgestalten, die durch Straßen und Kneipen ziehen, oder junge Liebende, die bei der Verlobung Torschlusspanik ergreift, sind hier nur drei der Situationen, die über hundert Jahre nach der Erstveröffentlichung keineswegs antiquiert erscheinen.
Und obwohl jede Erzählung in sich abgeschlossen ist, gibt es Charaktere, die mal als Hauptfiguren und mal in einem Nebensatz oder als Nebenfigur in einer anderen Geschichte wieder auftauchen, wodurch ein organisches Bild der großen Stadt und unerwartete Zusammenhänge entstehen.
Im Nachwort stellt Bernd Erhard Fischer den hier unbekannten Autoren vor, der als Journalist, Kriegsreporter, Freund Roosevelts aber auch als Stilikone – stets glattrasiert und in feinem Zwirn - selbst ein abenteuerliches Leben geführt hat, und der als einer der bekanntesten Reporter seiner Zeit gilt. Eine späte, aber interessante Entdeckung. Christine Mathioszek
183 Seiten
€ 22,-