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EEVA - LIISA MANNER. DAS MÄDCHEN AUF DER HIMMELSBRÜCKE

Aus dem Finnischen von Maximilian Murmann. Mit einem Nachwort von Antje Rávik Strubel
Guggolz Verlag


Der schmale Roman der hierzulande noch weitgehend unbekannten finnischen Autorin Eeva-Liisa Manner versetzt den Leser in solch einen erfüllten Schwebezustand, wie es die junge Hauptfigur Leena im Buch mit sich selbst tut. Denn: Leena ist eine Träumerin, eine, die ihre Umwelt mit einem magischen Kindesblick beseelt. Sie konstruiert sich beispielsweise eine Himmelsbrücke, wenn in ihrer Fantasie das spiegelnde Wasser zum Himmel wird und umgekehrt – sie dazwischen stehend, weder zur einen noch zur anderen Seite gehörend.
In der Schule findet die Neunjährige mehr schlecht als recht Anschluss sowohl was den Lernstoff als auch das soziale Umfeld angeht. Die starren Regeln und Ansprüche der Autoritäten überfordern sie. Lieber streift Leena durch ihr Dorf und entdeckt in einer katholischen Kirche die Musik Johann Sebastian Bachs. Genauso wie den offenbar betrunkenen Filemon, der nach seinem Orgelspiel mit ihr philosophische Fragen zu diskutieren pflegt: Ist das Leben vorbestimmt wie eine Partitur oder sind wir alle in eine wilde Zufallswelt geworfen? Bei aller Metaphysik entgeht den aufmerksamen Lesern jedoch nicht die feine Ironie Eeva-Liisa Manners – gerade in dieser Szene. Daneben ist es vor allem die ungewöhnliche Sprachkraft, die, zwischen erwähnter Ironie, Dada, Naturbeschreibung und kindlichen Realismus changierend, die Sogwirkung dieses Buches ausmacht. Dazu kommt es ohne eine wirkliche Handlung gut aus, weil es die Fantasie als eine menschliche Grundfeste treff- und wortsicher beschwört. Tristan Wagner

180 Seiten
€ 22,-