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Mieko Kanai. Leichter Schwindel

Aus dem Japanischen von Ursula Graefe
Suhrkamp Verlag

Natsumi, Ende dreißig, lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in einer Neubauwohnung am Rande Tokios. Sie ist nicht mehr berufstätig und fühlt sich in ihrem ereignislosen Hausfrauenleben gefangen. Zwar maßlos stolz auf ihre neue Wohnung, die sie ganz nach dem Vorbild der Hochglanzzeitschriften eingerichtet hat, entspricht das neue Zuhause dennoch nicht ganz ihren Vorstellungen.
Natsumi spürt die Begrenztheit ihres Hausfrauendaseins, sie langweilt sich, fühlt sich einsam und traurig, leidet an der Mittelmäßigkeit ihres Daseins, inklusive Ehemann.
In manchen Momenten ihrer alltäglichen Pflichten lässt Natsumi ein leichter Schwindel innehalten. Etwas für sie nicht Fassbares will an die Oberfläche ihres Bewusstseins, eine tiefsitzende Angst vor Auflösung droht sie zu überwältigen. Doch der Moment dauert nur kurz, dann gleitet sie weiter durch ihren monotonen Tag. Hat sie nicht von ihrer Mutter verinnerlicht, Glück bedeute Mittelmaß und Ereignislosigkeit?
Es gibt keine dramatischen Ereignisse in diesem Roman, keine Katastrophe und keine Scheidung. Mieko Kanai will das Alltägliche, das Unspektakuläre sichtbar machen. Es ist der schleichende Prozess einer Zersetzung, erzählt mit kühler Distanz und präziser Sprache.
Die Autorin hat damit den Nerv einer ganzen Generation getroffen. Es ist ein soziales Porträt einer noch immer von starken patriarchalischen Strukturen bestimmten Gesellschaft. Bereits 1997 in Japan erschienen, wurde ‚Leichter Schwindel‘ zum Kultbuch weiblichen Schreibens. Nun ist es auch auf deutsch erschienen und eine literarische Entdeckung. Sibylle Schulze-Berge

174 Seiten
23 €