Serhij Zhadan. Chronik des eigenen Atems. 50 und 1 Gedicht

Aus dem Ukrainischen von Claudia Dathe
Suhrkamp Verlag
„Der Weg hier ist markiert von Stimmlosigkeit“, heißt es in einem Vers. An der Grenze einer dröhnenden Stille bewegen sich Serhij Zhadans neue Gedichte, Meldegänger des Lebens. Chronikartig aufgezeichnet vor und nach dem 24. Februar 2022 in und um die ukrainische Metropole Charkiw, klafft in ihrer Mitte eine Zäsur von vier Monaten, in denen Zhadan – Lyriker, Erzähler, Übersetzer, Sänger - als freiwilliger Helfer und Hilfsorganisator zwar nicht schwieg, in denen aber für ihn an Literatur nicht zu denken war. Diese Mitte, Tage und Wochen von Beschuss und Zerstörung, aber auch einer großen Solidarität unter den in der Stadt Verbliebenen, dichterisch zu bezeugen, das heißt, ohne Leere und Tod, mit denen der Feind um sich schlägt, um Wörter zu vermehren, erweist sich zunehmend als Thema und Aufgabe der 51 so behutsamen wie entschiedenen Gedichte. Der ständig drohenden, auch geistigen Vernichtung vermögen sie eine Sprache, Leben entgegenzusetzen. „Vielleicht sollte ich genau jetzt beginnen. // Sosehr ich mir auch sage, dass nicht die Zeit ist, / dass ich Worte nicht unbedacht aussprechen sollte, / die nicht richtig in der Stimme liegen, / die nicht in den Büchern des vergangenen Lebens stehen.“ - Im Frühling werden auch neue Geschichten von Zhadan erscheinen. Titel: „Keiner wird um etwas bitten“. Maximilian Pötzsch
124 Seiten
20 €