Christoph Hein: Glückskind mit Vater

Suhrkamp
Kriegsende 1945 in einer ostdeutschen Kleinstadt – Konstantin, am 14. Mai geboren und „Held“ dieses Romans, ist für seine Mutter ihr „Glückskind“: Zwar bewahrt die Schwangerschaft sie nicht davor, ihre Villa verlassen zu müssen, aber vermutlich vor Schlimmerem.
Erst mit elf Jahren erfährt Konstantin die Geschichte seiner Familie, bis dahin hatte die Mutter geschwiegen: über den Namenswechsel, über die gesellschaftliche Stellung des Vaters in der Stadt, wo er als Fabrikbesitzer bis Kriegsende der wichtigste Arbeitgeber war, über seine Partei – und SS-Mitgliedschaft, und seine Hinrichtung in den letzten Wochen des Krieges.
Noch als Toter herrscht der Vater über die Stadt, von den einen gehasst, den anderen bewundert. Für Konstantin wird er zum Phantom. Sein Leben lang wird er der Sohn von Gerhard Müller bleiben und darunter leiden.
Mit dieser Lebensgeschichte erzählt Christoph Hein von über 60 Jahren deutscher Geschichte: von Lüge und Verdrängung in beiden deutschen Staaten, von Menschen, die in jedem System Sieger bleiben und von jenen wie Konstantin, für die die Vergangenheit immer Gegenwart bleibt. rg
527 Seiten
22,95€
Frühjahr 2016