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Heinz Schilling. 1517. Weltgeschichte eines Jahres

C.H.Beck

Das Buch des renommierten Historikers Heinz Schilling 1517. Weltgeschichte eines Jahres ist eine hervorragende Ergänzung zur biographischen Luther-Lektüre, die in großer Zahl anlässlich des 500jährigen Reformationsjubiläums vorliegt. Auch Heinz Schilling hat seine bereits 2012 erschienene, umfangreiche und viel gelobte Luther-Biographie Martin Luther. Rebell in einer Zeit des Umbruchs 2017 aktualisiert. Und wie bereits sein Luther liest sich Schillings neues Buch über die Welt der Lutherzeit, entgegen aller Kritik an sogenannten „süffigen Jahrbüchern mit farbiger Jahreszahl“ auf dem Cover, wunderbar flüssig und packend, ohne das notwendige Fundament wissenschaftlicher Sorgfalt im Umgang mit historischen Fakten und die Vielschichtigkeit und Tiefe der Darstellung zu vernachlässigen.
Heinz Schilling schildert fundiert die wesentlichen ideen-, sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Ereignisse, bezieht zentrale Schauplätze von Amerika über Europa bis China ein und entwirft eindrückliche Porträts wichtiger Protagonisten dieser Zeit. So entsteht das dichte Bild einer sich dramatisch neu konstituierenden Welt:
Fürsten- und Königsdynastien ringen mittels Heiratsdiplomatie und Militär um Vormacht. Angstvoll blicken die Menschen der anrückenden Bedrohung durch das Osmanische Reich entgegen, und die Modernisierung der Waffentechnik und des Militärwesens schreitet voran. Der Mensch ist sowohl dem Menschen als auch Naturgewalten und Umwelt unerbittlich ausgeliefert; Hexen- und Wunderglaube stehen neben theologisch-philosophischen Welterklärungsmodellen. Gleichzeitig beginnt ein expansiver Prozess, „der Europa immer enger mit den Lebenswelten anderer Kontinente in Beziehung brachte und damit das europäische Wissen erweitert“. Das sich dynamisch entwickelnde Geldwesen, das noch junge, aber bereits gut ausgebaute Medium des Buchdrucks ermöglichen einem kleinen gebildeten Teil der Gesellschaft überregionalen Zugang zu neuen Ideen und Wissen.
Diese Welt ist noch „keine globalisierte“, doch über neu entstehende Verkehrswege verwoben – ein unsicherer und aufregender, geographisch und ideell völlig neuer Kosmos.
Das von Dürer in einem Holzschnitt von 1515 dargestellte und auf dem Buchcover dem Porträt Luthers so passend gegenübergestellte asiatische Rhinozeros Odysseus versinnbildlicht den neuen Wissenshorizont. Vor diesem Hintergrund erschüttert Luthers Wittenberger Thesenpublikation im Jahr 1517 die theologischen Gültigkeiten seiner Zeit und setzt jenen Jahrhunderte dauernden Prozess der Säkularisierung und historisch-kritischer Schriftauslegung in Gang, der bis heute wirkt. Bereichernde, spannende und großartige Lektüre! mc

364 Seiten

24,95€