ANŠLAVS EGLĪTIS. SCHWÄBISCHES CAPRICCIO

Aus dem Lettischen von Berthold Forssman
Guggolz Verlag
Der 2014 gegründete und besonders ost- und nordeuropäischer Literatur verpflichtete Berliner Guggolz Verlag hat eine unbedingt (!) lesenswerte Buchperle des lettischen Autors Anšlavs Eglītis (1906-1993) neu herausgegeben.
In kleinen bitterbösen Geschichten und schelmischen Episoden um den fiktiven Ort Pfifferlingen auf der Schwäbischen Alb blättert Eglītis eine bäuerliche, materiell wie geistig beschränkte Welt mit trügerisch idyllischem Charakter auf. Es blühen Geiz, schildbürgerhafter Kleingeist und Verschlagenheit. Mit Geschehnissen der Weltgeschichte arrangiert man sich patent-pragmatisch und im Idealfall mögen dramatischere Ereignisse und Fremde vorüberziehen. Eglītis erfasst mit feiner Beobachtungsgabe und beissend hintergründigem Humor die zersplitterten Realitäten und den Irrsinn der europäischen Kriegswelt der Jahre um 1944, die ihm auf der Flucht vor der Roten Armee ins Exil über Berlin auf die Schwäbische Alb begegnen.
Am Anfang dieses autobiographisch grundierten Buches formuliert Anšlavs Eglītis in knappen Worten: „Alles Erlebte erschien ihm wie ein sinnloser Albtraum (…), die Flucht durch die Flammen, das Umherirren in den Trümmern“.
Trotz oder wegen dieser Erlebnisse hält er am Schreiben fest. Ein Glücksfall, denn fast filmreife Episoden wie „Die Lederuniformen“ möchte man nie mehr missen! mc
318 Seiten
25€