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DOLORES PRATO. UNTEN AUF DER PIAZZA IST NIEMAND

Aus dem Italienischen von Anna Leube
Hanser Verlag

Dolores Prato, die 1892 in Rom geboren wurde und fast hundertjährig 1983 starb, ist die Verfasserin dieses einmaligen Werkes. Es ist recht unverhohlen autobiographisch, nämlich das Leben eines unehelich geborenen Mädchens, Dolò gerufen, das bei einer Tante und einem Onkel aufwächst, der Priester ist. Der Vater ist unbekannt, und die Mutter gab es weg. Sie taucht nur als Schemen im Leben ihrer Tochter auf, als Gesichtslose, als leere Worthülse, die das Kind beliebig anderen Frauen überstülpt, von denen es sich wünscht, gesehen, geliebt, gezärtelt zu werden. Ein Werk, angefüllt mit collagenhaft aneinandergefügten Szenen und labyrinthischen Beschreibungen von Markttagen, religiösen Bräuchen, volkstümlichem Leben, »das Heilige mit dem Alltagsleben vermischt« – keinem Plot folgend außer dem Mädchen, das sich selbst und uns der rote Faden ist. Man kann eine beliebige Seite aufschlagen und doch mit einem Mal das Ganze erfassen.

1980 erschien das Werk im legendären Einaudi Verlag, wo die Lektorin, die ebenfalls legendäre Natalia Ginzburg, den Text um zwei Drittel gekürzt hatte. Und es ist wahr, dieser wundervolle, reiche Text braucht Geduld und Hinwendung – aber braucht das nicht alle große Literatur? nc

978 Seiten
38 €