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Emine Sevgi Özdamar. Ein von Schatten begrenzter Raum

Suhrkamp Verlag

Dieser Roman wird mit fortschreitender Lektüre zu einem Zuhause. Das ist anarchistisch, denn die Hauptfigur zieht es rastlos durch ein krisengeschütteltes Europa. Ihre vier Wände wechseln stetig, aber ihre Träume und Begegnungen, auch die Sprache selbst werden zu Orten, an denen ein Leben möglich scheint. Jene besonderen Augenblicke fädelt Özdamar zu einer großen Erzählung auf und bedient sich dabei einer entrückt-poetischen oder unmittelbar-realistischen Sprache.
Eine türkische Schauspielerin spielt auf den großen Bühnen von Berlin und Paris, nachdem sie aus der Türkei geflohen ist. Die Engagements sichern ihr Monat für Monat die Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis. Regisseure wie Besson und Peymann, Dichter wie Heiner Müller und Thomas Brasch haben ihren Auftritt. Trotzdem erschöpft sich das Buch nicht in der Darstellung einer Theater- und Literaturszene. Özdamar kartografiert den Lebensfluss einer Künstlerinnenexistenz, ohne die staatliche Repression in ihrer Heimat auszusparen. Gegen die politische Gewalt stellt Özdamar die Kraft der Kunst. Einer Kunst, die ins Leben eingreift, zum Leben wird: Freundschaft, Liebe, Verletzung und Abschied – diese Vorgänge poetisiert Özdamar, aber banalisiert sie nicht, denn es geht ihr am Ende um die ganz aktuelle Frage des gesellschaftlichen Zusammenlebens im alten und neuen Europa. Tristan Wagner

763 Seiten
€ 28,-