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Giulia Caminito. Ein Tag wird kommen

Aus dem Italienischen von Barbara Kleiner
Wagenbach Verlag
 
Wenn die Raben mit einer Familie am Tisch essen, so schreibt die Autorin, will das nichts Gutes heißen. Der Tisch steht in Serra de Conti in den italienischen Marken, im Hause der Familie Ceresa, dessen Oberhaupt Luigi, wie schon Generationen vor ihm, der Bäcker im Ort ist. Seine Frau ist halb blind, seine Kinder sterben, nur wenige sind ihm geblieben. Darunter Lupo und Nicola. Letzterer ist ein schreckhafter Sonderling, er liebt die Buchstaben und ist zu nichts zu gebrauchen. Ersterer lernt schon als Kind hart auf den Feldern zu arbeiten, er streift umher und entdeckt die Armut der Bauern, die Land bestellen, das ihnen nicht gehört. So verschieden die Brüder auch sind, wenn sie Trost suchen, schlafen sie noch als Jugendliche im selben Bett. Aber es gibt Krieg und es ist ein großes Unglück, dass der schwache Nicola eingezogen wird. Lupo fühlt sich schuldig, weil er seinen Bruder nicht mehr beschützen kann. Er wächst zu einem wütenden jungen Mann heran, der sich den Anarchisten anschließt und seinen eigenen Krieg führt – gegen Armut, Elend, Unterdrückung und Abhängigkeit.
Caminito fand den Romanstoff in der Geschichte ihrer eigenen Familie, insbesondere ihr Urgroßvater stand dafür Modell, aber auch die noch heute im Kloster von Serra de Conti verehrte Äbtissin Zeinab Alif alias Maria Giuseppina Benvenuti. Geschickt verquickt die Autorin ihre Fiktion mit der Geschichte Italiens – mit der anarchistischen Bewegung, dem Ersten Weltkrieg, Mussolini und der Spanischen Grippe, über die sie schreibt: »Drei Tage genügten und Addio, am ersten Tag kam das Fieber, am zweiten barst einem die Lunge, und am dritten bekam man keine Luft mehr.« Ja, das kommt uns bekannt vor.
Eine tolle Empfehlung für alle Gerneleser von Francesca Melandri.nc

 
272 Seiten
€ 23,-