Christine Wunnicke. Die Dame mit der bemalten Hand

Berenberg Verlag
„Die Dame mit der bemalten Hand“ von Christine Wunnicke war dieses Jahr für den Deutschen Buchpreis nominiert und schaffte es bis auf die Shortlist. Und das zurecht. Große Themen wie Weltwahrnehmung, Welterklärungsmodelle sowie der jahrtausendealte Blick in den sternenübersäten Nachthimmel werden darin spielerisch und leicht verhandelt. Wunnickes Buch ist dazu ein sprachliches Kleinod, durchzogen von einer subtilen intelligenten Ironie. Worum geht’s? Der deutsche Mathematiker Carsten Niebuhr und der arabische Astronom Musa al-Lahuri treffen sich Ende des 18. Jahrhunderts unfreiwillig auf einer einsamen Insel im Randmeer des Indischen Ozeans. Während al-Lahuri dort nur ein wenig Ruhe sucht, widmet sich Niebuhr erfolglos der Erforschung biblischer Schauplätze und morgenländischer Gepflogenheiten. Nachdem er von einem Fieber vorerst von al-Lahuri geheilt wurde, sinnieren die beiden Wissenschaftler über die Welt, die Sterne, die Kunst des Erzählens selbst. Dabei reden sie nicht selten herrlich aneinander vorbei. Als schließlich die Engländer die Insel erreichen und Niebuhr mitnehmen, ist diese amüsante und amüsierende Schicksalsgemeinschaft auch schon wieder passé. Doch Niebuhrs später veröffentlichte Reisebeschreibungen fallen bald auch Musa al-Lahuri wieder in die Hände – als dieser gerade mit seiner Tochter die dümmsten Bücher der Weltgeschichte auswählt. Wunnickes klug konstruiertes Büchlein indessen gehört beileibe nicht dazu, vielmehr gehört es gelesen! tw
€ 22,-