Mark Aldanow. Der Anfang vom Ende

Aus dem Russischen von Andreas Weihe. Mit einem Vorwort von Sergej Lebedew und einem Nachwort von Andreas Weihe.
Rowohlt Verlag
Aldanow heißt Mark Alexandrowitch Landau, 1886 im großbürgerlich-jüdischen Kiew geboren, verließ er die Stadt und Russland mit achtzehn Jahren und vier neuzeitlichen Sprachen und Goldmedaillen für Latein und Altgriechisch, ging zum Studium 1911 nach Paris, Mathematik und Chemie im Blick, schrieb zuvor ein Buch über ethische Konzepte bei Tolstoi und Rolland, 1925 auf Deutsch Das Rätsel Tolstoi. Er arbeitete ab 1914 in St. Petersburg als Chemiker an wichtigen Projekten zum Schutz der Bevölkerung vor Giftgasen. Von der Borniertheit der revolutionären Behörden geschockt, verließ er 1919 Russland, wie Bunin aus Odessa, nach Paris. 1922 findet man ihn im „russischen Berlin“ Er schreibt und schreibt und schreibt und wird in Berlin von Walter Benjamin als Autor der „chronique scandaleuse unseres Erdteils“ wahrgenommen, weitaus bekannter und respektierter als Bunin und Nabokov. 1940 flieht er in die USA, wird die Stimme der russischen Emigration, kehrt 1947 nach Nizza zurück, wo er 1948 stirbt. Bis 1989 wurde keine Zeile von ihm in der Sowjetunion gedruckt - eine beispiellose Selbstberaubung aufgrund ideologischen Gehirnverlustes. Andreas Weihe skizziert Leben und Werk Aldanows im Nachwort sympathisch, nicht belehrend. Da kommt ein Großer zurück nach Berlin; dreizehnmal für den Nobelpreis nominiert, nie gewählt - ob es am Vatername Landau lag?
Ende der Dreißiger Jahre fahren drei hohe Repräsentanten des Stalinreiches nach Paris, weil der „Anfang vom Ende“ Europas in der Luft liegt. Nun leuchtet Aldanow die politischen Bühnen in Frankreich, Spanien und Deutschland aus und man hält den Atem an bis zur letzten Seite! Warum hat man uns diese Geschichtsbücher vorenthalten? „Anfang vom Ende“ - vom sozialistischen Aufbruch in Russland, vom Demokratiejahrzehnt in Deutschland und „Anfang vom Ende“ gegenwärtig? Helmut Ruppel
683 Seiten
38€