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Bücherbriefe

Die Familie Maar

Michael Maar.
Die Schlange im Wolfspelz. Das Geheimnis großer Literatur
Rowohlt Verlag, 658 Seiten, 34€

Paul Maar
Wie alles kam. Roman meiner Kindheit
S. Fischer Verlag, 304 Seiten, 22€

Paul Maar ist der einzige deutsche Autor, der im direkten Vergleich mit Donald Trump fröhliche, lebhafte Stürme auf das (Dahlemer Kino) Capitol erzeugen konnte, wo das kleine Sams zu sehen war, sein liebenswürdiges Kinderbuch. Gute Mär von Paul Maar, böser Krampf von Donald Trump. Hier hätte sein Sohn gleich eingegriffen, denn solche gezwungene Reime sind schlechter Stil! Und dem widmet er ein Stil-Lesebuch mit exemplarischen Texten von Knef bis Kafka und vielen Autoren aus seiner höchst privaten Lieblingsbibliothek. Lesen, Lernen und Lachen sind nun gerade keine literaturwissenschaftlich regierende Trinität in Deutschland! Sie aber lassen die Suche nach dem Geheimnis großer Literatur zu einer der bekömmlichsten Exkursionen für das lesende Publikum werden. Es beginnt (Dank an Eva Menasse!) mit dem Titel: So etwas von verunglückt!. Das ähnelt schon Und mit frischem Mut warf sie ihren Ring in den Hut! Von der Zeichensetzung über die Stilmittel - Die Instrumente zeigen zu den literarischen Provinzen – K.u. K - und dazwischen ein Literaturquiz als Verbeugung vor den Dauerquizsendungen des Fernsehens! Und immer wieder Urteile und Urteile, bei Nabokov sympathisch subtil, bei Kafka ein unerschütterbares Sehr gut!, Thomas Mann erhält schmerzendes Lob, Hildegard Knef ein verblüfftes Geht doch!, und eine – oijoijoi - Seitenexkursion in die erotische Literatur zu Bambi und der Wienerin Josphine M., beide Felix Saltens Feder entsprungen. Mich hat immer interessiert, wer wie warum gut schreibt. Hier ist Michael Maars gut geschriebene Antwort, mit einem Titelbild von Andre Derain, The Cup of Tea (1935). Anfang des Jahres spielte er mit Buchtiteln (Süd. Zeitung, 15.1.) und konstatierte, dass Die Unvernünftigen sterben aus (Peter Handke) leider ein leeres Versprechen blieb, Der Besuch der alten Dame (Friedrich Dürrenmatt) nicht erlaubt war, aber die Hoffnung blieb, dass einmal ein Abend mit Goldrand (Arno Schmidt) kommen könnte und wir alle sehen 'Licht im August (William Faulkner).
Die Altmeister Ludwig Reiners mit der Stilfibel und Wolf Schneider mit Deutsch , dem Handbuch für attraktive Texte (!) sind redlich und verlässlich, Michael Maar lädt ein zum Lesefest, frei vom Kanon und ohne Böll und Grass, ein Füllhorn auch zum Vorlesen, zuweilen mit einer Prise Altväterlichkeit, die würzt und bekömmlich ist.
Helmut Ruppel

 

Michael Krüger. Meterologie des Herzens. Über meinen Großvater, Zbigniew Herbert, Petrarca und mich

Berenberg Verlag

Krüger sagt, was viele seiner Generation (1943) auch sagen können: Suhrkamp war meine Universität, andere sagen Hanser ist meine Bibliothek, ob es mit den Akzenten begann oder mit Ecos Der Name der Rose oder der Gelben Reihe. Krüger erzählt in einem Interview mit Matthias Bormuth, wie eine (west-) deutsche Verlagsgeschichte verläuft, einst vertraute Namen (Lettau!) tauchen auf und bundesrepublikanische Krisen. Die so lebhaft wie anstrengende Freundschaft mit Zbigniew Herbert wird porträtiert und die Geschichte des Petrarca-Preises, Beispiel einer europäisch engagierten Literatur. Das Gebet-Gedicht „Herr, dank sag ich Dir für diesen Lebenskrempel“ ist ein ergreifender Höhepunkt des Bandes. Dank an Michael Krüger und dass ihm Lebenszeit geschenkt werden möge!
Helmut Ruppel

144 Seiten
20€

Kurt Marti. Hannis Äpfel. Gedichte aus dem Nachlass

Wallstein Verlag

Von dem Pfarrer, Erzähler und Lyriker Kurt Marti wird oft gesagt, er schreibe Theopoesie - eine gewundene Verlegenheit. Was wären dann die Psalmen? Theopoesie zeugt noch von der Spaltung in biblisches und dichterisches Sprechen, was schon immer falsch war. Marti intoniert die biblische Dichtung, was seine Predigten kräftigt und seinen Gedichten Klang, Farbe und vor allem Weisheit verleiht (Leichenreden). In den Texten aus dem Nachlass sind es die sehnsuchtsvollen Nach-Gedanken auf seine verstorbene Frau, das bittere Vermissen und die Klage über das Verlassensein: Doch jetzt bin ich/ohne dich/ nur noch vorhanden. Er erwähnt seinen Gott nur selten, denn der ist kein Lückenbüßer. Vor dessen Angesicht kann er noch - humorvoll und verzweifelt - über seine Lage klagen: bin nicht in der lage / bin fast nie in der lage /bin überhaupt / in keiner lage mehr /mein los/ heißt lagelos /wie werd ich /diese lage los? Der Band hat ein herzbewegendes Titelbild. Helmut Ruppel

90 Seiten
14, 90€

Katharina Raabe, Frank Wegner (Hrsg.) Warum lesen. Mindestens 24 Gründe

Suhrkamp Verlag
 
Ein Geschenk, das sich der Verlag zum 70. Geburtstag selbst bereitet hat, doch über den Anlass hinaus auch zur rechten Zeit vorlegt, worauf das Nachwort anspielt: „Lesen ist eine Überlebenstechnik. In Krisenzeiten sind Menschen, die lesen, im Vorteil....Krisenzeiten können sich als Ernstfall für die veränderte Kraft des Lesens erweisen. Das Erzählen wie das Denken erfordern Zeit und Konzentration. Kraft, sich etwas vorzustellen und zu vergegenwärtigen. Wie jemand liest, sagt etwas darüber aus, wie sie oder er lebt, die lesende Person ist versucht zu sagen: Ich bin das, was ich gelesen habe...Wie aber kommt es dazu?“Darauf antworten Autorinnen – mit mehr als 24 Gründen! - und Autoren in großer Stimmenvielfalt. Annie Ernaux, Katja Petrowskaja, Eva Illouz, Esther Kinsky, Jürgen Habermas, Dzevad Karahasan, Maria Stepanova, Hartmut Rosa, Hans Joas, Alejandro Zambra und viele mehr aus Berlin, Wien, Jerusalem, Moskau, Charkiv und...
Helmut Ruppel
 
347 Seiten
22 Euro

Gustave Flaubert. Lehrjahre der Männlichkeit. Geschichte einer Jugend

Aus dem Französischen von Elisabeth Edl
Hanser Verlag
 
 
„Üb-ersetzen“ hat Karl Kraus allen empfohlen, die sich im Übersetzen engagieren, ihr Patron und Beschützer ist seit langem der Gott Hermes; listig ist der „gerissenste aller Götter“ (Plutarch) auf den Märkten und Wegen dieser Welt zu Hause. Ein Gott der Schläue mit Neigung zu List und Tücke, Freund der Händler und Glücksspieler, der Übersetzer und Übersetzerinnen, von denen Dorothea Trottenberg und Elisabeth Edl zur Zeit höchstes Lob erhalten. Es ist Elisabeth Edl zu verdanken, dass eine Neuausgabe der Education sentimentale von Gustave Flaubert vorliegt:
Fairerweise gehörten zu diesen Angaben die Nennung der siebzig Seiten Nachwort - eine brillante Studie für sich – und 150 Seiten Anmerkungen geradezu so enzyklopädischer wie angenehmer Gelehrtheit. Die „gelungenste Klassiker-Ausgabe, die es hierzulande zu kaufen gibt“, schwärmt ein Kritiker in der ZEIT. Erschienen 1869, wurde der Roman zwischen 1914 und 2001 zehnmal ins Deutsche übersetzt mit insgesamt sieben Titelvarianten. „Üb-ersetzen“, Karl Kraus sei Dank! Die Untersuchung Elisabeth Edls zu Titel und Titeln ist ein philologisches Medaillon der besonderen Sprachklasse!Von den vier Romanen Flauberts – Madame Bovary, Salambo, Bouvard und Pecuchet sowie der Education sentimentale – trägt er keinen Personennamen, will dagegen eine männliche Jugend zwischen 1840 und 1851 in Frankreich abbilden unter intensiver Einbeziehung der historischen Umstände, vor allem der „Revolution“ von 1848. Es muss die sprachliche Eleganz Elisabeth Edls sein, die den Text gänzlich unromantisch, dagegen sehr straff, knapp, ungezügelt mit seufzender Ironie und kopfschüttelnden Pointen dahinstürmen lässt. Henry James, ein großer Erzähler, fragt mit vollem Recht angesichts der Lektüre: „Why, why him?“. Die Hauptperson Frederic Moreau ist ein verwöhnter Jüngling, „der sein Liebesglück aus Tölpelei und Charakterlosigkeit zuverlässig vermasselt“, so noch heute eine verärgerte kritische Stimme, „eine lasche Lusche“. Die gnadenlose Schärfe, das illusionslose Spiegelbild, die gallige Verachtung, mit der Flaubert seine Zeit sieht und das bewundernswerte Ensemble seiner Figuren reden lässt, lässt keine Unterbrechung beim Lesen zu! Der Roman verlangt, wie sein späterer Kollege Marcel Proust forderte: „Tage des Lesens.“
Mit den Anmerkungen – 150 Seiten – ließe sich ein Romanistik-Studium gut beginnen. Selbst wer den Roman im Regal stehen hat, wird einem völlig neuen Buch begegnen, nämlich den „Lehrjahren der Männlichkeit“, die literarischste Didaktik des 19. Jahrhunderts – stilvoll, einsichtsreich, sehscharf, antiromantisch, aufgeklärt, mitleidlos und liebevoll zugleich. Die „Lehrjahre“ können zum „Lehrlesen“ werden. Helmut Ruppel
 
800 Seiten
42 Euro

Günter de Bruyn. Der neunzigste Geburtstag. Ein ländliches Idyll

S. Fischer Verlag
 
Der Autor, im Leben wie im Buch der Erzähler, ist Bibliothekar und verbringt seine „alten Tage“ in Wittenhagen, einem märkischen Dorf, mit seiner Schwester, einer APO-Veteranin, deren 90. Geburtstag ansteht. Der sprachbewusste Bibliothekar kann den neuen Marketing- und Digitalslangnicht ertragen und wir hören seinem Nörgeln auf hohem literarischen Niveau genauso gepeinigt zu. Er krümmt sich fast bei Slogans wie „Ehe für alle! Keine Obergrenze!“ und der Mahnung „Wir sind alle Ausländer!“, versteht auch nicht, dass aus der alten Reithalle ein „Climatic Spa“ werden soll. Das Gender-Mainstreaming empfindet er als Zumutung. Dabei spielt de Bruyn mit den Namen: Er selbst heißt Leonhardt Leydenfrost, eine Abgeordnete der neuen Ökopartei heißt Grünlich, eine geistig sehr schmal ausgerüstete Journalistin trägt den Namen Schmalfuß, sie erscheint zu einem Fernsehinterview mit einem „location scout“- genug, genug, er sieht und hört dem allen melancholisch zu, nicht mit allzu viel Ressentiments geladen, eher kopfschüttelnd erheitert. Bezwingend schöne Schilderungen eines Heilig-Abend-Gottesdienstes und eines Ostergottesdienstes zeigen das erzählerisch glänzende Vermögen des 90jährigen. Als gegen Ende noch eine Buchhändlerin aus Berlin-Dahlem ins Erzähl-Spiel eintritt, die treue Lebensgefährtin seines eigentlich „verlorenen Sohnes“ und die legendär gewordene Schwester an ihrem 90. Geburtstag stirbt, verknäueln sich alle Erzählfäden zu einem bunten und sehr schönen Stück Literatur, für das man dem alt und weise gewordenen Günter de Bruyn nur danken kann! Und da ihn mit der Schleichers Buchhandlung eine liebevolle Freundschaft verband, verabschieden wir ihn mit einem Wort des alten Leydenfrost, „... als er ... unvermittelt noch einmal seinen Zitatenschatz bemühte: 'Des Leibes bist du ledig, Gott sei der Seele gnädig'“.
Helmut Ruppel
 
272 Seiten
22 Euro

Thomas Blubacher. Das Haus am Waldsängerpfad. Wie Friedrich Wistens Familie in Berlin die NS-Zeit überlebte

Berenberg Verlag
 
Heinz Knoblochs Eröffnung seines Moses-Mendelssohn-Buchs mit der Mahnung „Misstraut den Grünflächen!“ und dem klugen amerikanischen Appell „Dig, where you stand! “ haben wir noch im Ohr als Aufforderung, historische Forschung in der Nähe zu beginnen. Hier müsste man sagen: „Mach die Augen auf und sieh!“. Da steht das verwirrende, so eigenwillige wie schöne Haus im Waldsängerpfad Nr. 3, nahe dem Nikolassee. Von dem Kauf wurde abgeraten: „Es wird ihnen nicht gefallen, es ist so entartet.“ Große Köpfe des Bauhauses hatten es gebaut und eingerichtet: Peter Behrens und Marcel Breuer. Der Bauherr, der Psychologe Kurt Levin, unterbrach seine Rückreise von einer Gastprofessur in den USA, als er von der Machtübergabe an Nazis hörte und ließ Berlin Berlin sein. Die Ehefrau des Stuttgarter Theatermannes Fritz Wisten, Trude, erwarb das Haus: Sie und ihr Mann, im Unrechtsjargon der Nazis eine „privilegierte Mischehe“, mit zwei „Mischlingen ersten Grades“, ihren Töchtern Eva und Susanne, zogen ein – in ein Ghetto und eine Rettungsinsel.
Die Nachbarschaft bot Personal für einen Alptraum: „Reichsfrauenführerin“ Scholtz-Klink wohnte in der Nähe, ebenso wie der Leiter des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP, Walter Gross.
Unterdessen war Fritz Wisten in die Leitung des Jüdischen Kulturbundes berufen, der von Nazis
Gnaden jüdisches Theater für das jüdische Berlin spielen durfte. Mit der Pogromnacht 1938 veränderte sich das Leben völlig: Aufführungsverbote, misslungene Emigrationsversuche, Haftaufenthalte, das Leben wurde unaufhaltsam zugeschnürt ...
Am 26. April 1945 erschienen Russen im Berliner Süden – das Atmen wurde wieder leichter. Thomas Blubacher, Schweizer Theaterhistoriker (Monographie über Gustaf Gründgens) dokumentiert auch die Ost-Berliner Theatergeschichte Fritz Wistens, die „Theater“ mit Kollegen und der SED, wobei er immer Grenzgänger blieb, denn er gab das schöne Haus im Waldsängerpfad bis zu seinem Tod 1962 nie auf – ein hausgroßer, diesmal besonders schöner Stolperstein. Da steht er mit blendend weißer Fassade; nun können wir eine bewegende Überlebensgeschichte im „Hausbuch“ lesen. Es gibt Zeugnis vieler Gefühle: Trauer, Geborgenheit, Solidarität und Hoffnung gehörten gewiss dazu - und Zuneigung. 
Helmut Ruppel
 
189 Seiten
20 Euro

Ute Frevert. Mächtige Gefühle. Von A wie Angst bis Z wie Zuwendung. Deutsche Geschichte seit 1900

S. Fischer Verlag
Läge es jetzt nicht vor, man hätte darum bitten müssen, denn nicht nur Titel wie „Krebs fühlen“ von Bettina Hitzer oder „Republik der Angst“ von Frank Biess oder die rasch auftauchenden Arbeiten jeglicher Couleur zur Virus-Krise zeigen, wie mächtig wir alle zur Zeit durchgeschüttelt werden von Empfindungen, Ängsten, Schocks und Verunsicherungen. Je mehr von coolness geredet wird, je erstrebenswerter cool zu sein scheint, desto allmächtiger scheint sein Gegenteil uns zu dominieren.
Angesichts der Corona-Leugnung und ihrer verwirrten Deutungen erscheint der Klageruf: „Was hat die Menschheit seit 100 Jahren gelernt?“ nachvollziehbar. Es kann gut sein, dass das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung gebeten werden muss, einen Forschungsbereich zu eröffnen: Die Macht der Dummheit“.
Gefühle zeigen, Gefühle nicht zeigen – im Nu ist ein Lebenslauf, eine Karriere, eine Wahl, ein Urteil entschieden. Ute Frevert hat zwanzig „Mächtige Gefühle“ herausgestellt und ist ihnen in der deutschen Geschichte nachgegangen – ein großes Magazin, dessen Fächer reich gefüllt sind und dienach Erfahrung und Interesse mit Zitaten, Kontexten und Bildern geöffnet werden können – der Ausstellung mit zwanzig großen Tafeln gleich. Meine Neugier richtete sich zuerst auf Hass, Wut, Stolz und Neid, um politische Phänomene hier und anderswo besser in den Blick zu bekommen. Demut, Geborgenheit, Solidarität, Vertrauen, Zuneigung, Freude werden in der deutschen Geschichte seit 1900 mit ihren erschreckenden Ambivalenzen entfaltet. Die restlichen seien genannt: Angst, Ehre, Ekel, Empathie, Hoffnung, Liebe, Neugier, Nostalgie, Scham und Trauer.
Jedes dieser Gefühle füllte Regale, nähmen wir weitere Ebenen dazu wie Bildende Kunst und Musik. In einer bekömmlichen didaktischen Reduktion (!) breitet die Autorin einen Fächer der Gefühle aus, der zum Weiterlesen, zum Gespräch-Eröffnen, zu seminaristischer Runde im freundlichen Kreis einlädt. Über fünfzig Seiten Anmerkungen erweitern und vertiefen die historischen Anstöße. Eins sei noch angemerkt: Ist „Guernica“ von Pablo Picasso das Bild des 20. Jahrhunderts für Europa, so das Photo des knienden Willy Brandt im ehemaligen Warschauer Ghetto das Gefühls-Bild der Deutschen Geschichte seit 1900. Helmut Ruppel
 
496 Seiten
28 Euro

Antanas Škėma

„Ein Litauer in New York“, könnte man auch titeln, denn das geräuschvolle New York von John Dos Passos und Upton Sinclair, George Gershwin und Fred Astaire vermischt sich mit dem Lärmen der Märkte in Kaunas und Wilna. Die hart hämmmernde Musik Amerikas und die weich romantischen Melodien seiner litauischen Heimat erfüllen Herz und Ohren. Škėma verwandelt das Exilleben in hinreißende Literatur. Einem jüngeren Bruder des Ulysses von James Joyce gleich, bewegt er sich durch die Metropole Amerikas, setzt einen atemlos modernen Roman aus sich heraus, ironisch, musikalisch, schnell, verblüffend unsentimental, ernst. Der nach verschlungenen Fluchten aus Litauen in deutschen Camps für Displaced Persons lebte, von dort 1949 den Weg ins New Yorker Exil fand, nimmt den Charakter einer Displaced Person an:
Er arbeitet als Liftboy in einem großen Hotel, erneut jüngerer Bruder geworden, diesmal des Sisyphos mit seinem up and down, up and down, unablässig, Tür auf, Tür zu, steigt ein, steigt aus... Ein vierzigjähriger Liftboy, steigend, fallend, mit einer großen Liebe für Albert Camus, den Sisyphoskenner... Beide sterben bei Autounfällen, Displaced Persons auch im Tode.
Und immer wieder litauische Volkslieder, Kindheitsbilder. Was bewahrt ihn vor dem Absturz ins Bodenlose? Ein „weißes Leintuch“. Während der sowjetischen Besatzung wurde er nicht gedruckt, seine Literatur galt als „reaktionär und formalistisch“. Die letzte Seite des Buches „Das weiße Leintuch“ ist ein Porträtbild, wie Jonas Mekas ihn sah: Eleganter Landstreicher im weiten Mantel mit weiten Hosen, schon New York, noch Wilna; Spieler, Sänger, Schreiber, stilbewusst, frei und nachdenklich.
Dank dem Guggolz Verlag und seinem Gespür für verloren gegangene Literatur, Dank an Claudia Sinnig für die Übersetzung und die liebevolle Textannäherung! Helmut Ruppel
 
 
Antanas Škėma, Das weiße Leintuch
Aus dem Litauischen von Claudia Sinnig
Mit einem Nachwort von Jonas Mekas
Guggolz Verlag, 265 Seiten, 21 Euro
 
 
Antanas Škėma, Apokalyptische Variationen
Prosastücke, aus dem Litauischen von Claudia Sinnig
Anmerkungen, Biographie und ein Essay zum Autor von Claudia Sinnig
Guggolz Verlag, 425 Seiten, 25 Euro

Iwan Bunin. Leichter Atem. Erzählungen 1916-1919

Deutsch von Dorothea Trottenberg, herausgegeben von Thomas Grob
Dörlemann Verlag
 
Präsident Putins Erlass, ein respektvolles Gedenken des ausgesprochenen Revolutionsgegners – er floh 1920 mit einem der letzten Schiffe von Odessa nach Frankreich – einzuberufen, war zumindest verblüffend, fand bei uns kaum ein Echo, von einigen Lesungen abgesehen. Bunin in einer Ausstellung auf dem Roten Platz? Er habe einen „herausragenden Beitrag zur russischen und zur Weltliteratur“ getan, so das Staatsoberhaupt. In der Russischen Staatsbibliothek für Kinder gibt es einen Wettbewerb „Grammatik der Liebe“...
Nun war Bunin um die Jahrhundertwende ein geliebter und verehrter Autor, befreundet mit Maxim Gorki, bewundert und zum Lehrer erhoben von Vladimir Nabokov, mehrfacher Träger des Puschkin-Preises, Ehrenmitglied der Russischen Akademie – eine Stimme Russlands, die nach 1917
verstummte, ja erstickte, denn er nahm die Revolution wahr als eine „Orgie des Todes“. Er liebte das alte Russland, seine Dörfer, seine Menschen – er zerbrach an der Gewalt der Umbrüche, die das Dorf und seine Schenken, Bahnhöfe und Jahrmärkte zerstörten. Er blieb in seiner zärtlichen melancholisch-impressionistischen, bezaubernden Sprache und hielt nichts von den neuen Lautexperimenten etwa des Daniil Charms. 1933 erhält er als erster Russe den Nobelpreis für Literatur, da lebt er schon lange in großer Existenznot in Paris. Verarmt, vereinsamt, sieht er voller Entsetzen auf die stalinistische Barbarei, die ihn auch 1945, obwohl von Freunden gebeten, gedrängt, erwartet, an der Rückkehr in die Sowjetunion hindert. 1953 stirbt er in Paris - erschöpft von all dem Schrecklichen, was er erlebt hat, und von all dem Wunderschönen, was er geschrieben hat.
Darum bemüht sich der Schweizer Dörlemann Verlag, der jetzt die Arbeiten aus den schmerzlichen Jahren des Krieges 1916-1919 vorstellt. Die titelgebende Erzählung ist eine wunderbar leichtsinnige, subtil erotische Geschichte, weit ausschwingende Lebenslust und Melancholie lassen den „leichten Atem“ und die „kalte Frühlingsluft“ nebeneinander atmen. Fatale Affären gibt es noch einige, immer mit malender Sprache erzählt – das müsste unübersetzbar sein, denkt man unwillkürlich... Ein kluges Nachwort ergänzt die brillanten Übersetzungen. Der Band ist angenehm ausgestattet, eine Studie von Kandinsky, Moskau, Zubovskaja Platz (1918), auf dem Einband ist ein Geschenk für sich. Ein fern gewordener, kein verlorener Sohn Russlands malt die vorrevolutionäe Zeit verführerisch schön. Olga Martynova erinnert an Bunins Wort „Amata nobis quantum amabitur nulla!“, deutsch: „Wie sie geliebt wurde, keine wird mehr so geliebt!“ Im Russischen ist Russland weiblich.... Helmut Ruppel

287 Seiten
25 Euro

Gertud Leutenegger. Späte Gäste

Suhrkamp Verlag
 
Es entzieht sich rascher Wahrnehmung, prompt nachvollziehendem, auch sympathetischem Einverständnis. Mir kamen als Annäherung nur die unbestimmt-wilden Töne, Spiele und Bilder der Schweizer Fasnachts-Traditionen in den Sinn, zum Beispiel die Luzerner Guugenmusig, ein wahres Dämonium an Masken, Gewändern und Musiken mit ihren dumpftrommelnden und schrillschmerzenden Klängen. Dem Höllenschlund entstiegen, ziehen fürchterliche Blechbläser, Tubaröhrer, Piccoloflötenschriller, Trompetenbläser und wirre Dudelsackpfeifer durch die nächtliche Finsternis. Ihr Clou liegt darin, die erwartbaren Töne virtuos zu verpassen, exakt daneben zu tönen und mit immer neuen Anläufen in dräuender Klangfülle schmerzlich am Rand vorbei zu spielen.
Ein wenig von dieser vernebelnden Unfassbarkeit, dominanten Undeutlichkeit, exakten Unschärfe, sensiblen Verschwommenheit liegt über dem Buch: Die Erzählerin kehrt in ihre Heimat – so beklemmend wie vertraut – an der schweizerisch-italienischen Grenze im Tessin zurück, um Orion – Ehemann, Freund, Vater ihres Kindes, Lebensgefährte? - zur letzten Ruhe zu geleiten - unruhig war er ein Leben lang. Sie sucht das vertraut unverschlossene, aber menschenleere alte Hotel auf und eine Nacht der Erscheinungen hebt an, in der, der Fasnacht gleich, eine Fülle seltsamer Figuren auftauchen, darunter Flüchtlinge, die auf überfüllten Schlauchbooten sich an die Küste Siziliens retteten und sich jetzt im unwegsamen Zwischen-Grenzgebiet sammeln, die „späten Gäste“...
Alles spielt in einem Grenzgebiet zwischen den Ländern, den Erinnerungen, zwischen Tag und Nacht, Wachsein und Schlaf. Orion - sein Leben entschwebt und bleibt schwer entzifferbar.
„Es dunkelt schon, als ich den ovalen Platz unter den Bäumen betrete, nichts rührt sich. In der Tiefe liegt über der Lombardei ein von diffusen Lichtern erhellter Nebelschleier...“
Vielleicht noch bei Christa Wolf gibt es diese Aufforderung, sich einzulassen auf die Erzählerin, ihr Nachdenken und Erinnern, sich selbst dem Leben auszusetzen mit seinen karnevalesken Zügen, mitzudenken beim inneren Gespräch. „Jahre vergehen, und die Zeit heilt nichts. Sie macht uns nur mutig, unsere Erschütterungen zu tragen.“ Ein Buch, „zwischen den Jahren“ zu lesen.... Helmut Ruppel

175 Seiten
22 Euro

Abraham B. Yehoshua. Der Tunnel

Aus dem Hebräischen von Markus Lemke
Nagel & Kimche Verlag
 
"Lassen sie uns zusammenfassen“, „ 'Bitte', flüstern beide“, das kann auch nicht anders sein, waren sie doch 56 Jahre verheiratet, der Schriftsteller und seine Frau, die Kinderärztin, immer etwas realitätstüchtiger als er; sie sieht ja auch den kleinen schwarzen Punkt, die „Atrophie“, wie es im ablenkenden Ärztelatein heißt, konkreter: die Demenz oder im Yehoshua-Ton, den einsetzenden Sinkflug des Vergessens. Sie sieht ja auch, wie er aus der Kita den falschen Enkel abholt, nimmt wahr, dass er den Parkplatz vom Auto nicht findet und immer häufiger anderer Leute Vornamen vergisst. Er verläuft sich im Theater und landet schließlich auf der Bühne und geht im Krankenhaus ständig ins falsche Zimmer, kauft auf dem Wochenmarkt und im Supermarkt erst doppelt, dann dreifach Tomaten ein. Demenz – vor dieser Auskunft hat jeder Angst. „...es kann sich ausweiten, sagt der Neurologe. Kann es ...oder wird es? Es kann und wird wahrscheinlich.“
Und die Erzählung beginnt... Sie geht mitten in Israels gegenwärtige Geschichte, sie geht mitten in den Demenzverlauf, doch, dreimal unterstrichen: Es ist eine große Liebesgeschichte! „Ich wollte zeigen, dass Ehen auch halten können“, sagte Yehoshua in einem Interview. Die Dialoge zwischen dem Paar sind eine einzige Wohltat – es gibt von dieser Literatur so wenig! Und eine weitere Wohltat ist, zu lesen, dass viele Israelis kranke Kinder und schwache Alte, Kranke an den Demarkationslinien zu den besetzten Gebieten mit Autos abholen und in ein Krankenhaus bringen und nach Behandlungen wieder zurückfahren. Überhaupt das Krankenhaus: Ein Ort, wo Palästinenser und Israelis gut zusammen arbeiten. Das Krankenhaus – ein Ort der Zusammenarbeit, des Zusammenlebens, das habe immer funktioniert, sagt der Autor.
Und er gibt sehr vorsichtig-nachdenkliche Anstöße zur Demenz, privat, politisch, pragmatisch. Seine Frau (wieder sie!) fädelt ihn in ein Bauprojekt ein, – er war landesweit verantwortlich für Straßenbau - das er mit seinem jungen Nachfolger in der Wüste beginnt, womit „der Tunnel“ ins Spiel kommt, ein so abenteuerliches Projekt, dass man aus dem Staunen über Phantasie, Humor, Menschenliebe nicht mehr herauskommt. Seinem Buch gibt Yehoshua die Widmung:
„ Für meine Ika (1940-2016). Unendliche Liebe.“, denn er ist der „liebevolle Erzähler“. Seine Literatur gründet auf liebevoller Zuneigung. Zuneigung – die bescheidenste Form der Liebe, Sie zeigt die Menschen in ihrer Welt ineinander verbunden, voneinander abhängend, zusammen wirkend. Ein Vor-Geschmack dessen, was sein könnte. Helmut Ruppel
 
367 Seiten
24 Euro

David Grossmann. Was Nina wusste

Aus dem Hebräischen von Anne Birkenhauer
Hanser Verlag
 
"Was Nina wusste“ ist der Schmerzkern des Buches, das in einem innerfamiliären Minenfeld versucht, drei Generationen eine Sprache zu geben, die spontan und verhalten zur gleichen Zeit ist.
Wer andere Darstellungen hinzunehmen will: „ A naked Life“, Videogespräche von Danilo Kis mit Eva Panic-Nahir (1989) und „Eva – A Documentary“ (2003), auf YouTube abrufbar. Allen gemeinsam ist die Rückkehr an den Tatort Goli Otok, Titos Sträflingsinsel, die Hölle in der Adria. ( Eine kroatische Pflegekraft, von mir persönlich befragt, stieß ein „Böser Ort“ hervor, sagte kein weiteres Wort).
Was wusste Nina? 1951, nach dem Bruch zwischen Tito und Stalin, wurde ihr Vater wegen „stalinistischer Umtriebe“ verhaftet, gefoltert und in den Selbstmord getrieben. Ihre Mutter, Eva, wird vom kroatischen Geheimdienst erpresst; sie soll ihren geliebten Mann als Verräter brandmarken; so wird sie ihr Leben retten und mit ihrer Tochter in Freiheit leben. Verweigert sie dies, wartet Goli Otok auf sie und für die sechsjährige Tochter Nina „die Straße“... Und – sie entscheidet sich für ihren Mann und gibt die Tochter preis. Eva Panic-Nahir hat David Grossmann gebeten, diese „Familienvorstellung mit Dämonen“ (Axel Rühle) zu erzählen... Und er lässt dies beginnen am 90. Geburtstag Evas/Veras im Kibbutz, denn sie ist nach der „Hölle“ ausgewandert ins Gelobte Land Israel, wo die Generationen wieder zusammenfinden. An diesem 90. Geburtstag beschließen sie, das bisher Verschwiegene, Verdrängte und Erstickte auf einer Reise nach Goli Otok zu erinnern, ja, zu „erlösen“.
Zwei Bemerkungen zum Schluss neben der Versicherung, dass der Roman (?) schier alles enthält -
Kriegsberichte, Liebesepisoden, Familienzwiste, humorvolle Gefechte – die Lagererinnerungen werden in einer „dokumentierend-amtlich“ wirkenden Schriftart gedruckt, was die Intensität erhöht. Ein weiteres Wunder dieses Buches vollbringt die Übersetzerin Anne Birkenhauer. Jeden Anklang an ein schreckliches „Jiddisch-Idiom“ vermeidend, gewinnt sie ein Deutsch für die wohl kroatisch-jüdisch radebrechende Vera, das das Herz berührt – eine Meisterinnenarbeit!
„ Es wird erst vorbei sein, wenn wir reden“ - und wie sie reden: Vera, Nina, Gili, Grossmann, Birkenhauer – und wir haben das Glück, zuzuhören. Helmut Ruppel
 
251 Seiten
25 Euro

Colum McCann. Apeirogon

Aus dem Englischen von Volker Oldenburg
Rowohlt Verlag
 
Was wird vorbei sein? Wer sind „wir“? Worüber reden? Und: Wo beginnen ? Der Erzähler – ein liebevoller Erzähler – greift zur ältesten und modernsten Erzählweise: einem kunstvollen Gewebe aus Tausendundeiner Nacht, Bibel, Koran und Kafka – eine Rahmenhandlung mit Schachtelgeschichten und er nennt das alles: „Apeirogon“. Kein eingängiger, aber sehr
angemessener Titel: Apeirogon, eine Figur mit einer zählbar unendlichen Menge Seiten, zusammengesetzt aus den griechischen Wörtern für „unendlich“ und „Winkel“, bildlich zu erkennen als eine unendliche Menge von Rauten, die sich in leichtem Versatz ohne Ende wiederholen.
Diese geometrische Erzählfigur vermag nun das unzugänglichste, verminteste und intrikateste Erzählgebiet gegenwärtiger Literatur herantastend zu beschreiben: den israelisch-palästinensichen Konflikt. Der „wird erst vorbei sein, wenn wir reden.“ Zwei haben das unter Schmerzen begonnen:
Rami Elhanan, Jude, Israeli, Jerusalemer, Vater von Smadar, die mit 13 Jahren von einem palästinensischen Selbstmordattentäter ermordet wurde, und Bassim Aramin, Moslem, Palästineneser und Vater von Abir, die mit 10 Jahren von einem israelischen Grenzschützer erschossen wurde. Beide sind keine fiktiven Figuren, der Erzähler hat sie kennengelernt und die Erlaubnis erhalten, ihre Geschichten, ihre Welt, ihre Erfahrungen und ihre Friedensarbeit zu erzählen. Die Väter der toten Töchter werden nun „Brüder“ in dieser Welt der Scharfschützen, fliegenden Checkpoints, Dauerkontrollen, Mauern, Alarmsirenen, Notkeller, Steinehagel und Zerrissenheiten von morgens bis abends. Das Buch erzählt den einzigen sinnvollen Ansatz, nämlich auf das Siegen-Müssen zu verzichten, in 1001 Kapiteln: 1-499, in denen Rami mit seinem Motorrad zu einem gemeinsamen Treffen unterwegs ist; 499 -1, in denen Bassim auf dem Rückweg ist. Im Kapitel 500 in der Mitte erzählen beide ihre Geschichte, unterstützt von bewegenden Bildern. Kapitel 1001 erzählt die Entstehung.
In den „Schachtelgeschichten“ wird viel zusammengetragen von den Vogelzügen über dem Westjordanland, es gibt Erzählbögen von Theresienstadt nach Jerusalem, von Hamburg nach Beit Jala, der Schule Talita Kumi und dem Kloster Cremisan, Kluges über islamische Ästhetik und biblische Erzelterngeschichten, hundertfältige Facetten der Schoah, traumatische Erinnerungen an die Nakba. Rami und Bassam hätten allen Grund sich zu hassen - sie werden Mitglieder der Combatants of Peace - ihre verstorbenen Töchter weisen sie in ein anderes Leben, jenseits von Steinschleudern und Plutoniumkernen.
Mehr als 5 Jahre hat Colum McCann an diesem unbeschreiblichen Meisterwerk gearbeitet. Er kannte noch nicht die neuen trumpgestützten Verknüpfungen zwischen Israel und den arabischen Staaten, aufgrund derer die Palästinenser Totalverlierer sind. Seltsam, das Buch erschien im Februar 2020 in den USA, kurz vor dem Aufflammen der „Black Lives Matter“-Proteste. Man kann es nicht zusammenfassen; es ist ein uneingeschüchterter Appell zur Freundschaft über politisch-religiöse Grenzen hinweg, ein Lehrbuch über den Verzicht auf das Siegen-Müssen. Von Rami heißt es: „Er wollte die Zuhörer wachrütteln. Eine Regung sehen. Nur kurz. Ein sich öffnendes Auge. Das genügte schon. Einen Riss in der Mauer. Den Anflug eines Zweifels. Irgendetwas.“ Helmut Ruppel
 
608 Seiten
25 Euro

Leonid Zypkin im Bücherbrief

Bücherbrief mit freundlichen Grüßen aus Schleichers Buchhandlung in Berlin-Dahlem Sommer 2020

Pandemisch ? - Panepisch !

In Zeiten der „abgesagten Anwesenheit“ tut es gut, verloren gegangenen Büchern wieder Anwesenheit zugeben, ja, sie zu ent-decken, sie wahr zu nehmen, nach dem sie uns und auch ihren Autoren lange Zeit vorenthalten wurden. Diese Buch-Geschichte Osteuropas muss erst noch geschrieben werden, dann wird aber dazugehören ein Meisterwerk, das alle Maßstäbe durchbricht und in seiner ungestümen Wortkraft und erzählerischen Energie, unaufhaltsamen Darstellungsexplosion und so rasenden wie mikroskopisch präzisen Beschreibungsrasanz im Sinne des Wortes ein-malig ist. Wer sich um Punkte, Kommata, geschweige denn Absätze bemüht, wird rasch aufgeben. Das Leben ist kein stiller langer Fluss, es ist ein kataraktähnlicher Schnellstrom und dabei genau, detailliert, ein präzise sich reihender Bilderfluss.

 Um wen und was geht es? Leonid Zypkin, Ein Sommer in Baden-Baden, im März erschienen samt dem

Erstlingswerk des Autors: „Eine Brücke über den Fluss“. Um beide Bände müht sich der Aufbau-Verlag:

Dem „Sommer in Baden-Baden“ gibt er ein brillantes Vorwort von Susan Sontag hinzu und das „St. Petersburg-Album“ des Autors, der „Brücke“ ein berührendes Nachwort des Sohnes Michael Zypkin, das über den historischen Hintergrund aufklärt. Die Leistungen im Übersetzen von Alfred Frank und Ganna-Maria Braungardt fordern auch dem Nicht-Russischkenner großen Respekt ab.

Wer war Leonid Zypkin? In dem Ramschkasten zerfledderter Taschenbücher vor einer Londoner Buchhandlung stieß Susan Sontag auf einen Band, den sie bald „zu den schönsten, anregendsten und originellsten literarischen Werken des vergangenen Jahrhunderts zählen würde.“ Gibt es das, ein noch heute verborgenes literarisches Meisterwerk? Ja, dass es auf uns gekommen ist, grenzt an ein Wunder! Leonid Zypkin kam 1926 in Minsk zur Welt, es war eine Welt des russischen Judentums, weit verzweigt in der wissenschaftlichen und künstlerischen Elite des Landes. Es mutet seltsam an, dass er beruflich sich auf tödliche Virusinfektionen und die Einführung der Polioschutzimpfungen spezialisierte. Zwei lebensbedrohende Gegner mussten Familie, Verwandtschaft und Freundschaft überleben: den Großen Terror ab 1934 – zur Erinnerung. Karl Schlögel, Traum und Terror, Moskau 1937 - und den allzeit gewalttätigen Antisemitismus. Paart sich der letztere wie auch zunehmend bei uns mit einer der verheerendsten und unbesiegbarsten Mächte dieser Welt, der Dummheit, geht es nur noch ums Überleben. Kommt zur Dummheit die Bosheit hinzu, scheint alles verloren. (Wenn das „Weiße Haus“ 2020 den Sieg über den deutschen Faschismus ausschließlich Amerika und England zuschreibt, ist es schon geschehen...)
Nach den Mühen des Überlebens, die Susan Sontag rekonstruiert, wendet sich Zypkin mit Beginn der sechziger Jahre dem literarischen Arbeiten zu. Mit der Literatur hatte er von Anfang an geflirtet, Pasternak war der Stern seiner Jugend. Aber er schrieb für die Schublade, er fürchtete den KGB und liebte seine Familie. Dem Sohn Michael und seiner Frau Jelena gelang es 1977, Ausreisevisa in die USA zu erlangen,was die Eltern mit Demütigungen zu bezahlen hatten, Rückstufungen, Verlust der zwei Doktortitel, soziale Isolation. Folge: Zypkin fing an zu schreiben und es begann das hochriskante Abenteuer, Manuskripte durch den Eisernen Vorhang (welch ein Name!) in die USA zu... „bringen“. Am 13. März 1982 erschien die erste Folge seines Romans in einer russischen Emigrantenzeitschrift in New York. Sein Sohn rief am 15.März an und teilte es dem Vater mit. Am 20. März erlitt Leonid einen Herzanfall und starb. Er war sieben Tage lang ein veröffentlichter russischer Schriftsteller gewesen – und es war ein Meisterwerk! Ob nun seriös und subtil, ob deftig und plakativ – was immer die Werbung sagt - Es ist so!

 „Ein Sommer in Baden-Baden“, von einem Russen geschrieben - das ist keine Pastorale, das meint Dostojewski! Zuvor noch eine Erinnerung: In Wassili Grossmans Erzählungsband „Tiergarten“, (Claassen, Band 2009, 119-130) finden wir die Erzählung „ Die Sixtinische Madonna“ mit einer bewegenden Auslegung von Raffaels Bild. Bevor es wieder nach Dresden zurückgebrachr wurde, war es im Moskauer Puschkin-Museum noch einmal 90 Tage zu sehen. Grossman stand in einer Warteschlange und Zypkin stand in einer Warteschlange Sie kannten einander nicht. Zypkin wusste, dass eine Reproduktion über Dostojewskis Schreibtisch hing. Er hat aber Grossman nicht gelesen und Grossman wusste nichts vom Ort des Bildes an Dostojewskis Arbeitsplatz...
Vom Roman sagt Susan Sontag: „Nichts ist erfunden. Alles ist erfunden.“ Und das in einem atemnehmenden Ineinanderverwobensein aller nur möglichen Ebenen: Des Lebens von Fjodor („Fedja“) Dostojewski und seiner jungen Frau Anna Grigorjewna, des Lebens von Leonid Zypkin und seiner Frau Natalja Michnikowa, des Lebens der Eltern, der Jahre vor und nach dem Großen Terror, der Jahre in Baden-Baden, der vielen Personen und Stationen in Dostojewskis Romanen und Erzählungen, der Wohnorte und Häuser in St. Petersburg.
Es gibt nur ein „Jetzt“, in das alles zusammenschießt. Der Erzähler sitzt im Zug und liest Erinnerungen von Anna Grigorjewna. Woher hat er das vergilbte sich auflösende Büchlein? Und unmittelbar beginnt sich alles mit allem in unheimlicher Spannkraft zu verweben. Im Sinne des Wortes: Unbeschreiblich!
Die Höllenstürze in der Spielbank, die entsetzlichen Erniedrigungen Annas durch diesen Getriebenen, die fürchterlichen Sterbeszenen, ein geradezu unheimliches Einfühlungsvermögen. Wer länger als dreißig Minuten lesen kann ohne aufzustehen und sich der Realität zu vergewissern, dem gilt meine Bewunderung! Allein der Streit mit Turgenjew, dem er in Baden-Baden begegnet, ist ein Roman für sich. Und die Leiden seiner Frau Anna erst recht. Und Baden-Baden, Dresden, Hamburg – und Zypkin hat nie etwas selbst gesehen... Ich breche ab und schließe mich Susan Sontags Worten an: „Aus der Lektüre des Romans „Ein Sommer in Baden-Baden“ geht man geläutert, erschüttert, gestärkt hervor, man atmet ein wenig tiefer und ist dankbar dafür, was die Literatur alles in sich bergen, was sie alles veranschaulichen kann. Leonid Zypkin hat kein dickes Buch geschrieben. Aber er hat eine große Reise gemacht.“

Leonid Zypkin, Ein Sommer in Baden-Baden, Roman, Aus dem Russischen übersetzt von Alfred Frank, mit einem Vorwort von Susan Sontag, Aufbau Verlag Berlin 2020, 238 S., 24.00 Euro

Leonid Zypkin, Die Brücke über den Fluss, Roman, Aus dem Russischen übersetzt von Ganna-Maria Braungardt,mit einer Nachbemerkung von Michail Zypkin, Aufbau Verlag Berlin 2020, 208 S., 22.00 Euro

 Helmut Ruppel

Der Bücherbrief erscheint in Zusammenarbeit mit KONTAKTE - KOHTAKTbI, Verein für Kontakte zu Ländern der ehemaligen Sowjetunion, Feurigstraße 68, 10827 Berlin

Alexander Kluge. Russland-Kontainer im Bücherbrief

Bücherbrief mit freundlichen Grüßen aus dem KONTAKTE – KOHTAKTbI - Domizil in der Feurigstraße - Sommer 2020 Wandern...mit einer Straßenkarte von Groß-London den Harz durchwandern Betraut mit der Aufgabe, die Feinkostabteilung eines großen Buchhauses (BuDeWe) mit literarisch ausgesuchten, politisch inspirierenden, historisch entdeckenden und filmisch reizvollen Arbeiten auszustatten, der ist zu raten, das neue Buch (Buch?) von Alexander Kluge auf das sorgfältigste in fünf kleine Ausstellungen auseinanderzunehmen, dazu einen Lesepfad zu entwerfen und angenehme Gelegenheiten zum Niedersitzen, Nachdenken und Erholen bereit zu stellen...
Was der Schriftsteller, Filmemacher, Anwalt und Produzent irritierender Fernsehformate, Alexander Kluge, in seiner neuen Arbeit versammelt, nennen wir noch immer „Buch“, es ist eine, wie es sie früher in Fürstenhäusern gab, „Wunderkammer“, ein kulturgeschichtliches „Zeughaus“, eine Zeitkapsel oder wie Rezensenten übersalopp sagen, eine „Wundertüte“. Er selbst gebraucht im Titel das marktaktuelle Wort für einen Großraumbehälter, der einfaches und schnelles Verladen, Befördern, Lagern und Entladen ermöglicht: „Container“ - nein, schon hereingefallen, Kluge schreibt „Kontainer“ - eine optische Annäherung an das russische Vokabular? Alexander Kluge, Russland-Kontainer, Mitarbeit: Thomas Combrink, 436 S. Gebunden, Suhrkamp Verlag Berlin 2020, 34 Eur Wörtlich: vielseitig, vielfältig, vielstimmig, vielschichtig – Kluge hätte sich eine Landkarte von Russland im 1: 1 Maßstab gewünscht... Der Band selber ist eine Feinkostabteilung mit den erlesensten Delikatessen. Und das in einer Zeit, in der Hegels Weltgeist schwere Schaffenskrisen durchleidet. Und dazu noch „Russland“! „Die Russen kommen“, eine Generation hat diesen Schrei noch als Alptraum in den Ohren! Doch Kluge hat auch anderes erlebt: „In Halberstadt konnte man genau beobachten, wie sich die Alliierten unterschieden. Die Amerikaner kamen mit dem Jeep und brachten uns Bonbons. Die Briten waren reserviert und geizig. Die  Russen sind zu Fuß und laut singend eingezogen. Davor hatten wir Angst...es gibt eine Tendenz, nach Osten hin anzuschwärzen. Der preußische König und spätere Kaiser Wilhelm I., Großvater des Angeberkaisers Wilhelm II., hat gesagt, Russland müsse man immer mit „Sie“ anreden.“ Russland mit Respekt begegnen, das ist Kluges Vorgehensweise. Er will nicht mit dem Blick des Beutejägers, des Adlers, der von oben nach unten blickt, dem Land begegnen, so ist sein Interesse durch Napoleons und Hitlers katastrophale Beutezüge geschärft. Kluge, pointiert: „Alle Eroberer sind nicht besonders stolz zurückgekommen.“ Außerdem weiß Kluge, dass Russland viel mehr ist als „Moskau“. Wir sollten an dieser Stelle nicht vergessen, dass es über die Länder, die am Anfang des 20. Jahrhunderts Russland waren, in jüngster Zeit Bemerkenswertes zu lesen und zu lernen gab, zwei Namen seien erinnert: Swetlana Alexijewitsch und Karl Schlögel. Einmal die verdichteten Lebenserfahrungen der Nobelpreisträgerin, einmal die (ziegelstein)-schweren Bände des Historikers von der Viadrina in Frankfurt an der Oder und langjährigen Mitglieds von KONTAKTE-KOHTAKTbI. So prägnant beide ihre Studien vorlegen, so sehr sind sie auch mit hohem narrativen Ton verfasst, darin Kluge verwandt, wenn auch dessen völliger Verzicht auf Stringenz, Struktur und Erzähllogik mehr dem Bild vom „Kontainer“ entspricht. Wer mit dem Straßenplan von Groß-London im Harz wandert, wird auf vieles stoßen, was nie zusammengehörte, was man aber zu einem Themenkarussell zusammenknüpfen kann. Wer weiterliest, wird bald von einem Kettenkarussell sprechen.... Im Bilde: Arbeiten Schlögel und Alexijewitsch mit einem „Ordner“ vom Regal, so Kluge mit faszinierenden Puzzlehäufchen, von denen er nie gedenkt, sie zusammenzusetzen. Was treibt Kluge an? Er ist überzeugt, dass die Russen 1917 eine andere Antwort auf den Einsturz, das Ende aller tragenden Gewissheiten geben wollten als alle anderen Nationen Europas. Und das schwärmerisch, visionär, hochbegabt, extravagant, kühn und mit produktiver Energie, kurz: eine ungeheure Erinnerungs– und Erneuerungsbewegung, eine Emanzipation in eklatanter Ungleichzeitig in einem unvorstellbar riesigen Reich. Sie bekam keine Zeit – Stalins Terror erdrosselte sie. Karl Schlögel hat diese Gleichzeitigkeit in „Traum und Terror – Moskau 1937“ vor Augen gemalt. „Traum und Terror“ zwischen 1917 und 1937 zu entdecken, nachzuzeichnen, in Hunderten von politischen Episoden, Biographiesplittern, Kadererfahrungen, Experimenten vor dem Vergessen zu retten, das treibt Kluge an. Und so fragt er heute völlig zu Recht: „Gibt es in der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts einen Utopie-Horizont?“ In einem Interview mit dem Standard sagte er jüngst: „Max Weber spricht in Bezug auf jemanden, der so forsch wie ein Siebenjähriger mit Weltverhältnissen, Atombomben und der Frage von Krieg und Frieden umgeht wie Trump, vom Charisma des betrunkenen Elefanten.“ Eben deshalb ist es so wichtig, den Beobachtungen Kluges in ihrer exklusiven Fülle an Sonderbarem zu folgen. Ich bin überzeugt: Er glaubt an die Lesenden! Bei so viel konsequentem Verzicht auf Zusammenhang zwischen Puschkin und Putin, Kant, Kaliningrad, Kosmonauten, Karamasow und den Kränen von Mukran, wo bald die Nord-Stream-Pipeline andockt, die der gefährliche Kindkaiser am liebsten zerstören würde... Virtuos sammelt er das Entlegendste; immer wieder selbst erstaunt über so viel revolutionäre Vorhaben, pfeilschnellen Schiffen gleich, denen bei soviel Sturm leider die Segel fehlen. In eines der bizarrsten Geschichten wird von einem Lemberger Glühbirnenfabrikant erzählt, der die Nachtstunden Sibiriens mit seinen Produkten kolonisiert hat. Riesige Gebiete haben sich durch die künstliche Tageshelle in die Nacht hinein vergrößert. „Es wurden keine Gefangenen gemacht. Im Gegenteil.“ Zum „Licht“ weiß Kluge aber auch von den Ikonen, den spirituellen Fenstern nach innen; „und dann ist da noch das Licht, das in einem Revolver blitzt, der auf den Nacken von Nikolai Bucharin gerichtet ist. Das war einer der Beliebtesten der Partei, ein vertrauenswürdiger Genosse… Dieser Blitz im Revolver ist die Anti-Ikone. Dazwischen liegt das weite Feld der Wirklichkeiten Russlands.“ Eine Wunderkammer – selbst die „Hinweise und Nachweise“ geben erneut Anschlussmöglichkeiten an das filmisch-dokumentarische Werk Kluges, vom dem viele Bildreihen im Buch zu sehen sind. In Kluges Sinne sollte natürlich hier das Buch abgedruckt werden – wie sonst Disparates, Ungleichzeitiges, Nichtzusammengehöriges abbilden? Wenigstens einige große Kapitel seien genannt:: „Alle Seelen Russlands weisen mit ihren Wurzeln zum Himmel“ ; „Russland, das Vaterland der Besonderheiten“; „Der Blick des Beutemachers auf die Landkarte“; „Die Macht liegt im Verputz versteckt; Lamento für die verlorengegangene Perestroika“...Es ist auch schön, nicht zu wissen, was erfunden und was historisch ist... Geben wir Alexander Kluge den Schlusssatz, „...einen schönen Satz, dem ich sehr anhänge: 'Mit einer Straßenkarte von Groß-London den Harz durchwandern.' Ich komme aus dem Harz, und ich kann Ihnen sagen, Sie würden mit Sicherheit in irgendeine Kuhle fallen und sich den Arm brechen. Das wäre eine unmittelbare Erfahrung, und die würden Sie sich merken.“ Liebe Leser dieses Bücherbriefes, die Reise mit Kluges Kontainer durch Russland kann eine unmittelbare Erfahrung werden.
 
Kluge, Jahrgang 1932, studierte Jura, Geschichte und Kirchenmusik. „Russland- Kontainer“ wird ins Russische übersetzt und soll im Museum für zeitgenössische Kunst im Moskauer Gorki- Park vorgestellt werden. Erwähnte und empfohlene Titel: -Swetlana Alexijewitsch, Der Krieg hat kein weibliches Gesicht, Hanser Berlin, 2013, 360 S. -Swetlana Alexijewitsch, Secondhand-Zeit, Leben auf den Trümmern des Sozialismus, Hanser Berlin 2013,  570 S. Preise in div. Angeboten -Karl Schlögel, Das sowjetische Jahrhundert, Archäologie einer untergegangenen Welt, C.H. Beck München,  2018, 912 S, 38.00 Euro -Karl Schlögel, Terror und Traum, Moskau 1937, Hanser Verlag München 2008, 812 S., 34.00 Euro,  Verlagsidentische Ausgabe bei: Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2008 Nicht erwähnt und deshalb hier mit Nachdruck empfohlen: Oleg Jurjew, Zwanzig Facetten der russischen Natur, mit 10 Bildern von Kusma Petrow Wodkin, Insel Bücherei 1307, Insel Verlag Frankfurt a. M. 2008, 68 S.,12.85 Euro
 
Helmut Ruppel

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