Zum Hauptinhalt springen
Telefon 030-841 902-0  |  Montag bis Freitag: 10.00 - 18.30 Uhr | Samstag: 10.00 - 16 Uhr

ANDREAS SCHÄFER. DAS GARTENZIMMER

Dumont Verlag
 
Ob eine Seele ein Haus hat – wer kann das wissen. Dass ein Haus eine Seele haben muss, leuchtet spätestens nach der Lektüre des Gartenzimmers ein.
Der Neoklassizismus haucht der Villa Rosen ihren Geist ein, später toben die eiskalten Stürme von Nationalsozialismus und Krieg durchs Gebälk, legen sich und frischen wieder auf, sodass dem jüngsten Bewohner des Hauses noch 50 Jahre später angst und bange wird. Aber die zugige Schönheit hat Charme und ist nicht undankbar. Ihrem Erbauer, dem jungen Architekten Max Taubert, bringt sie späten Ruhm, den Namensgebern, Adam und Elsa Rosen, ist sie lange ein sicheres Heim und bietet dem Philosophen Ruhe, der Dame von Gesellschaft eine Bühne. Eben das suchen in den Neunzigerjahren auch Hannah und Frieder Lekebusch mit Sohn Luis, die sich für das vor sich hin modernde Haus beinahe ruinieren, mit Erfolg: Sie erwecken die am Fluss der Zeit dösende geheimnisvolle Dahlemer Schöne wieder zum Leben. Aber mit dem Leben kehrt auch die Geschichte des Gartenzimmers zurück, und den jungen Luis schaudert es oft. Ein Brief aus dem Archiv des Architekten erklärt einiges – Luis fühlt sich beobachtet von Tausenden toten Kinderaugen. »In diesem Haus hat die Vergangenheit keinen Ort. Sie vergeht nicht. Alles ist immer da. Gegenwärtig.«
Andreas Schäfer erzählt so eindringlich und anschaulich, dass man das Romanhafte bisweilen ausblendet und den Architekten nachschlägt. Rezensenten beschäftigten sich bereits mit der Frage, wer dem Roman Porträt saß. Mies van der Rohe? Sein Landhaus Riehl in Potsdam? Sicher ist, dass man sich gleich auf den Weg machen möchte, das Haus zu suchen. Denkmalgeschütztes Kleinod der Vormoderne. 280 m², 8 Zimmer, Baujahr 1909. Forststeig 4, Berlin-Dahlem, vielleicht gibt es die Villa ja doch. Norma Cassau
 
352 Seiten
€ 22,-