Thomas Sparr. Zauberberge. Ein Jahrhundertroman aus Davos

Berenberg Verlag
„Todesfuge“ - Biographie eines Gedichts (2020), Grunewald im Orient. Das deutsch-jüdische Jerusalem (2018) und jüngst die Biographie des Tagebuchs (2023), gemeint ist Anne Franks Lebenszeugnis - der Autor ist mit einer Dimension von Literatur verbunden, in der die schmerzlich verflochtene, nicht aufzulösende Geschichte von Juden, Deutschen und der Literatur den Kern bildet. Thomas Sparr hat in Israel gelebt und gearbeitet und in deutschen Verlagen seine Stimme laut werden lassen. Die Zauberberge sind ein gelungenes, ein brillantes Nebenwerk, denn es ist, lutherisch gesprochen, „bei Tische“ entstanden, geht zurück auf Vorträge in Davos zu den Gedenkinitiativen „100 Jahre Zauberberg“. Da der Zauberberg als Buch ein alpines Gebirgsmassiv ist, hat er sich etwas einfallen lassen, das höchst vergnüglich, aphoristisch, gedankenreich, voller Esprit und Eleganz geschrieben ist: Er nimmt die Urform ordnenden Schreibens und spielt auf ihr scheinbar improvisierend höchst durchdacht und dicht: das Alphabet. Der erste hebräische Buchstabe heißt „aleph“, der zweite „beth“, und schon haben wir das „Alphabeth“ - wo Israel das wohl gelernt hat? Natürlich von den Griechen mit dem ersten Buchstaben „alpha“ und dem zweiten „beta“. Kein Wort davon im Verlagsdrumherum. Sparr wählt die Alphabetsthemen phantastisch kreativ aus: Für A die Ankunft, für B den Bleistift, I für Ironie, J für Juden, Q für Queer, W für Weimar. Dabei gelingen ihm Querverweise, Exkurse und Tiefenbohrungen und immer wieder werden die ausgeworfenen Netze voll! Demokratie, Gesundheit und Humanität möchte man hier ausführlich zitieren … Dem großen Werk von erhöhter Warte ein solches Alphabet überzuwerfen - eine preiswürdige Idee - sollte es zum 100-jährigen Erscheinungsjubiläum eine „Würdigung“ geben … So viel zu den Verbeugungen in einem impulsprallen Bücher-Jahr. Helmut Ruppel
88 Seiten
22€