Katharina Hacker. Handbuch für Traurigkeiten. Minutenessays

Berenberg Verlag
Das „Handbuch“ ist ein Handbüchlein, eine anmutige Nachfolgerin ihrer Kollegin „Darf ich dir das Sie anbieten?“ (2019) und entgegen der Rezension (am 12.04.) im NDR nicht 120, sondern 135 Seiten stark, 15 Seiten, die man nicht missen möchte, und entgegen der ihnen zweimal angeklebten Note „elegant“ in einer biblisch-weisheitlich-knappen Sprache geschrieben sind, die weiß: „Der Dissens ist das Erlösende, wo seine anderen Namen lebendige Fortdauer, Gespräch, genaue Lektüre sind und das Glück des Disputs.“
Getreu der biblischen wie mittelalterlichen Weisheit tristitia utilis, der nützlichen Traurigkeit, nehmen ihre Minutenessays einen weisheitlichen Charakter an. So schreibt nur noch Elazar Benyoetz: „Finden macht das Suchen leichter“ und „Aufrichtigkeit ist keine Neigung“. Doch die Erzählerin in Katharina Hacker macht aus Aphoristik etwas, das man „Poesinn“ nennen könnte. Und das geht so: „Wir können nicht den Schmerz verhindern, aber dass die Welt kleiner wird durch ihn.“ Ein eindringliches, für Spaziergänge gut einzusteckendes Büchlein, denn es gilt: „ … nicht mit Trost gegen die Traurigkeiten anzurücken, sondern sie geduldig und freundlich zu betrachten.“ Und: Die Minutenessays einander vorzulesen und ihnen gut zuzuhören. Sie sollten griffbereit stehen. Helmut Ruppel
120 Seiten 20€