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Han Kang. Griechischstunden

Aus dem Südkoreanischen von Ki-Hyang Lee
Aufbau Verlag

Zu unserer religiös-kulturellen Tradition gehören auch die „stillen Tage zwischen den Jahren“. Für diese stillen Stunden möchte ich eindringlich die Griechischstunden empfehlen – eine sprachlich tief empfindsame Koreanerin besucht einen Kurs für klassisches Altgriechisch und verliebt sich in den sehr alten Griechischlehrer. Nun kommt einiges zusammen: Sie hat die Sprache verloren, ihm droht das Augenlicht zu schwinden, sie kann sich nicht erklären, er vermag sie nicht mehr gut zu sehen, das elementare Gefühl für eine der ältesten Sprachen, in denen menschliches Erfahren „zur Sprache kommt“… Eine Frau ohne Sprache und ein Mann ohne Augenlicht, zwei tief zurückliegende Lebensgeschichten, Splitter, Aspekte, Worte der frühesten Philosophie, das alles in einer schweizerisch-deutschen Region zwischen Basel, Luzern und Konstanz, auch Heidelberg und andere Universitäten kommen in den Blick – eine ungewöhnlich leise Erzählweise, bei der man sich vorbeugen möchte, um alles zu verstehen … Der koreanische Taxifahrer, den ich nach Han Kang fragte, wollte nicht weiterfahren, so tief berührt war er, nein, er war glücklich. Er nahm kein Trinkgeld, sondern murmelte: „Han Kang, im Volk nicht bekannt, aber sie ist ...“ Ich hätte sicher ein neues Wort über sie gelernt. Fuhr er nicht viel langsamer davon ...? Die New York Times spricht von einem „Fest des unaussprechlichen Vertrauens, das im Austausch von Sprache zu finden ist.“ Die stillen Stunden der stillen Tage könnten „Griechischstunden“ werden.

204 Seiten
23€