Nicole Henneberg. Gabriele Tergit. Zur Freundschaft begabt. Biographie

Verlag Schöffling & Co.
Sie kommt in ein Land, das erfüllt ist von einer Vielzahl an Sprachen, Kulturen, Bräuchen, religiösen Traditionen und Lebensentwürfen. Gleich den Blicken aus den Fenstern eines Schnellzuges nimmt sie den erhöhten Puls des Landes vor der Staatsgründung wahr. Einem solchen vielfältigen Hereinströmen größter Differenzen und Zusammengehörigkeiten ist die Berliner Zeitgenossin sehr wohl gewachsen, wie die vielen erzählerischen Blitzlichter zeigen. Über 60 Skizzen entwirft sie mit berlinischer Schnellporträtierbegabung, darunter Russen, Polen und Balten, den Schlosser aus Brest-Litowsk, den Musiker aus St. Petersburg, den Schlachter aus Tel Aviv und Frau Doktor aus Deutschland … Man kann zwischendrin die Augen schließen und dem Marktlärm, dem Seminargespräch, dem Austausch im Überlandbus zuhören, den Wind vom Meer riechen und mit dem Revolutionär aus Galizien Trauben teilen … Nur wer Pisareks Bilder gesehen hat, kann wissen, wer ein Milchhändler aus Haifa ist und britischer Soldat in Safed. Frau Hennebergs Nachwort knüpft die losen Fäden zwischen 1933-38 und heute, was angesichts der augenblicklichen „Lage“ sehr hilfreich ist. Was bei den vielen lebhaften Essays auffällt, teilt Tergit mit dem Grundton der Bibel: Dem Meer gegenüber ist sie distanziert. Ein Lobgesang auf die herrlichen Strände vom Libanon bis Jaffa und Aschdod fehlt. Auch das biblische Israel steht dem Meer „gegenüber“ - vom Buch Jona abgesehen ist das Meer biblisch kein Thema; Israel war kein Seefahrervolk.
400 Seiten
28€