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Sachbücher

Dreißig Jahre Deutsche Einheit

DAS JAHR 1990 FREILEGEN. REMONTAGE DER ZEIT
JAN WENZEL (Hg.)
Spector Books

592 Seiten
€ 36,-

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HARALD HAUSWALD
VOLL DAS LEBEN!
Steidl Verlag

408 Seiten
€ 45,-

Dreißig Jahre Deutsche Einheit und so viele Geschichten, die schon erzählt wurden und ebenso viele, die noch erzählt werden müssen. Manchmal jedoch verblassen die eigenen Bilder. Die Erinnerungen sind für die Geschichtsschreibung nur bedingt brauchbar - weil sehr unzuverlässig. Zwei Bücher, die uns alles lebendig zurückbringen und uns staunen machen, ob einer Welt, die doch erst kürzlich noch war und nicht mehr ist. Wo ist die Zeit geblieben? Sie ist festgehalten, eingefroren, konserviert in zwei herausragenden Foto/Textbänden. In ihnen ist dokumentiert, wie sie war, die DDR und insbesondere das Jahr 1990 - unverfälscht, ausdrucksstark und sehr aufklärend. sg

Ian Mortimer. Shakespeares Welt. So lebten, liebten und litten die Menschen im 16. Jahrhundert

Aus dem Englischen von Karin Schuler
Piper Verlag
 
„Historiker können die Vergangenheit nicht tatsächlich wiederherstellen...“ - aber Geschichte lebendig zu erzählen, die Fakten dabei nicht zu vernachlässigen und darüber hinaus sorgfältig mit aller gebotenen Vorsicht einzuschätzen – diese hohe und schöne Kunst beherrscht der renommierte Mittelalter-Historiker Ian Mortimer.
Das Buch ist „ein Versuch“, für die Shakepeare-Zeit, „die Schichten der Verklärung, Vereinfachung und des aufgeblasenen historischen Urteils (…) so weit wie möglich abzutragen.“ Sein Ansatz, von Alltagsgeschichte und -gegenständen auszugehen, ist dabei nicht unbedingt neu - äußerst literarisch entwirft er ein extrem sinnliches, durchaus überraschendes Zeitporträt. Mortimer bettet dabei seine Schilderungen in ein solides Fundament belastbaren anthropologischen, soziologischen und historischen Materials. Es entsteht ein bewundernswert plastisches Bild der gemeinhin als „das goldene Zeitalter des englischen Theaters“ geltenden Zeit Elizabeths I. und Shakespeares.
Fesselnd und durchaus auch drastisch – Menschen aus Fleisch und Blut begegnen den Lesern und Leserinnen in diesem wunderbar schonungslosen Geschichtsschmöker und bleiben lange im Gedächtnis. Für alle Freunde gut erzählter und seriöser Geschichtsschreibung, die eine riesige Material- und Quellenfülle gekonnt und anschaulich zu verdichten versteht. mc
 
496 Seiten
€ 25,-

Garrett M. Graff. Und auf einmal diese Stille. Die Oral History des 11. September

Aus dem amerikanischen Englisch von Philipp Albers und Hannes Meyer
Suhrkamp Verlag
 
Bald zwanzig Jahre sind vergangen, doch weiß jeder Mensch, der es miterlebt hat, immer noch genau, was man an diesem Tag getan hat. Der 11. September 2001 hat sich in das Weltgedächtnis unauslöschlich eingebrannt.
Mit seinem Werk lässt Garrett Graff diesen Tag wieder ablaufen - chronologisch und vielstimmig.
Statt seine eigene Sicht auf den Tag zu erzählen oder geschichtlich/ politisch einzuordnen lässt der Autor Beteiligte selbst zu Wort kommen. Das Buch ist eine ausgefeilte Collage aus Erinnerungen von Zeugen, Original-Tonbandmitschnitten und anderen Dokumenten. Stunde um Stunde verfolgt man die Geschehnisse des Tages aus allen möglichen Blickwinkeln: u.a. Einsatzzentralen der Feuerwehr, Notrufzentralen, Mitarbeitende des Weißen Hauses, Passanten. Man wird unmittelbar in das Geschehen hinein katapultiert und kann sich der Macht des Textes nicht entziehen. Durch dieses vielstimmige Bild wird Geschichte erlebbar gemacht. hd

Ein wichtiges Buch für alle Interessierten von 14-99 Jahren.
 
537 Seiten
€ 15,-

Desmond Morris. Das Leben der Surrealisten

Aus dem Englischen von Willi Winkler
Unionsverlag
 
Der Surrealismus ist eine der bekanntesten und einflussreichsten Strömungen in der „jüngeren“ Geschichte der Kunst. Hier wurde Kunst neu gedacht, der Blick auf die Welt geweitet und umgedeutet - mehr eine Rebellion als eine Kunstrichtung.
Desmond Morris, promovierter Zoologe und Verhaltensforscher, legt mit diesem Buch 32 Portraits von Künstlern vor, die kenntnisreich und kurzweilig in den Surrealismus einführen. Dass Kunst und Kunstschaffende nicht ohne einander zu denken sind, wird hier offenbar. Irrungen und Wirrungen der einzelnen Protagonisten werden auf unterhaltsame Weise nacherzählt: der Größenwahn eines Salvador Dalí, die ewige Schürzenjägerei von Max Ernst, die Unangepasstheit der Leonor Fini. Natürlich werden auch André Breton und Pablo Picasso mit einem Portrait bedacht. Neben all dem Boulevardesken gerät die Kunst nie aus dem Blick. Das ist, neben der wirklich schönen Buchgestaltung, ein großes Surplus an diesem Werk. Es ist eine Freude es zu lesen und anzuschauen. hd
 
352 Seiten
€ 26,-

Wolfram Eilenberger, Feuer der Freiheit. Die Rettung der Philosophie in finsteren Zeiten 1933 – 1943

Klett Cotta Verlag
 
Nachdem sich der langjährige Mitherausgeber des Philosophie Magazins Wolfram Eilenberger mit seinem Buch „Zeit der Zauberer“ dem großen Jahrzehnt der Philosophie 1919-1929, der Epoche unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg und vier zentralen Denkern und Philosophen, Martin Heidegger, Ernst Cassirer, Walter Benjamin und Ludwig Wittgenstein widmete, schließt er nun mit seinem neuen Buch stilistisch und zeitlich an und verfolgt parallel Lebensläufe und Denken vier herausragender Schriftstellerinnen und Philosophinnen.
Die Frauen könnten nicht unterschiedlicher in Herkunft, Denken und Handeln sein: Simone de Beauvoir - aus bürgerlichem französischen Haus, Teil der Pariser Bohème, zentrale Denkerin des Existentialismus, produktive und engagierte Schriftstellerin, Philosophin und Feministin; Simone Weil: jüdischer Herkunft, sozial und politisch bis zur Selbstaufgabe und unter schwierigsten seelischen und körperlichen Beeinträchtigungen engagiert und widerständig; sie stirbt mit nur 34 Jahren als Jüngste dieser Denkerinnen, auf ihrem Grab steht: „... mit ihren Schriften zählt sie zu den bedeutendsten modernen Philosophen ...“;
Hannah Arendt: zentrale jüdische Philosophin der Be- und Aufarbeitung des finstersten Kapitels deutscher Geschichte, des Holocaust.
Außergewöhnlich und bisher eher nicht in europäische Jahrhundertpanoramen einbezogen: Ayn Rand – Denkerin eines „absoluten“ Individualismus, marktliberale Vordenkerin, eine der bis heute in Amerika meistgelesenen Schriftstellerinnen und Philosophinnen; ihre Ideen und Entwürfe wirken immer wieder auch „anregend“ auf rechtsextreme Kreise.
Die Gemeinsamkeit dieser vier Frauen besteht im Erleben von Krieg, Hunger und Entbehrungen, der tragenden, befreienden Kraft des Denkens und im unbedingten Streben nach Unabhängigkeit, absoluter Freiheit und Einheit von Denken und Handeln vor dem Hintergrund zentraler Ideologien wie Faschismus und Kommunismus.
Das bereits im einzelnen äußerst umfangreiche Lebens- und Werkmaterial zu sichten, nachvollziehbar und anschaulich auf zentrale Gedanken zu reduzieren, Zeitgeschehen und Lebensbezüge originell und lebendig erzählt zu verbinden, all dies spannend auf tatsächlich „nur“ 400 Seiten darzustellen: Wolfram Eilenberger gelingt dies bis zur letzten Zeile großartig, anregend und auf fachlich höchstem Niveau! mc
 
400 Seiten
€ 25

Kate Kirkpatrick. Simone de Beauvoir. Ein modernes Leben

Aus dem Englischen von Erica Fischer und Christine Richter-Nilsson
Piper Verlag
 
Eine neue, grandiose Biografie widmet sich dem Leben einer der einflussreichsten und wichtigsten Intellektuellen und Philosophinnen des 20. Jahrhunderts – Simone de Beauvoir. Dieses Buch sei allen an Geistes-, Ideen- sowie Milieugeschichte interessierten Leserinnen und Lesern zur unbedingten Lektüre empfohlen!
Kate Kirkpatrick, Philosophin der University of Oxford, schält Beauvoir kenntnisreich und behutsam auf der Basis auch bisher unveröffentlichter Tagebücher und Briefe, endgültig und unwiderbringlich aus dem „Schatten“ Jean-Paul Sartres. Sie belegt, dass Beauvoir bereits lange vor ihrer Bekanntschaft mit Sartre grundlegende Gedanken zu einem ihrer Hauptthemen - der Freiheit - entwickelt, und sie lebenslang unentbehrliche Denk- und Austauschpartnerin auf Augenhöhe war. Sorgfältig und differenziert setzt Kirkpatrick intellektuelle Entwicklung, biografische Ereignisse und Werke in Beziehung. Dabei überzeugt ihr ideologie- und moralinfreier Blick auf Beauvoirs Ambivalenzen in Denken und Handeln, in ihren freundschaftlichen wie auch ihren sexuellen Beziehungen und klärt ganz nebenbei das ausufernde Gewirr feministischer Anfeindungen und Vereinnahmungen. Sie beschreibt eine kluge, wissbegierige, leistungsstarke und äußerst lebensfrohe Simone, die katholisch erzogen, hineingeboren in ein gutbürgerlich verarmtes, patriarchales Milieu, bereits früh lernt und heftig darum ringt, anerzogene Widersprüchlichkeiten zu durchdringen und aufzulösen. Mit Stolz sagt der Vater einmal zu Simone: „Simone hat das Gehirn eines Mannes, sie ist ein Mann.“ Sie konstatiert durchaus nüchtern „Und doch wurde ich als junges Mädchen behandelt.“ Bildung und immer wieder Disziplin, Willensstärke und außerordentliches Lektürepensum ermöglichen ihren Auf- und Ausbruch in ein für ihre Zeit und v.a. als Frau außergewöhnlich freies Denken - extrem analytisch, auch sich selbst stets unnachgiebig hinterfragend; konsequent und beharrlich thematisiert sie philosophisch und ganz bewusst literarisch Beziehungen und Geschlecht, Alter, Krankheit, intensives Leben, Lieben und auch Sterben.
Es bereitet große Freude der klugen und anregenden Biografin Kirkpatrick auf dem Weg zu dieser starken Persönlichkeit zu folgen, für die Leben, Schreiben und Denken permanenter Befreiungsprozess war. Ihre Gedanken und Werke sind aktueller denn je. mc

528 Seiten
€ 25

Kübra Gümüsay. Sprache und Sein


Hanser Berlin
 
Die Autorin Kübra Gümüsay führt den Leser durch die faszinierende Welt der Sprache:
Sprachen, die keine Zahlen kennen, Sprachen ohne Vergangenheitsformen - schauen wir über unseren Tellerrand hinaus, zeigt sich, wie begrenzt, vielfältig und oftmals anders- bis fremdartig Sprach- und damit Vorstellungswelten sind.
Ihr Anliegen ist dabei zutiefst politisch: angeregt durch den Literaturwissenschaftler George Steiner geht es Kübra Gümüsay um die Wechselbeziehung zwischen Sprache und politischer Unmenschlichkeit. Deutlich zeigt und benennt sie die dunklen, gefährlichen und manipulativen Seiten von Sprache: „Sprache ist mächtig, und Macht bedeutet Verantwortung.“ Sie macht verständlich, dass aggressive und populäre Versuche griffiger Vereinfachungen, sowohl auf sprachlicher als auch auf alltäglicher Ebene, vermeintliche Vereindeutigungen und Homogenisierung, das Beharren auf dem immer nur individuell Eigenen, bedenklich beschränkend, fragwürdig und unsinnig sind. Neues, Anderes, eben auch Fremdes ist unentbehrlich für neue Arten des Seins und ermöglichen eine bereichernde Vielfalt und Vielzahl verschiedener Wirklichkeiten.
Kübra Gümüsay selbst ist in zwei Kulturen, der deutschen und der türkischen, beheimatet und geht durchaus von ihrer ganz persönlichen Erfahrung aus: „Sprache als
Stoff unseres Denkens und Lebens, der uns formt und prägt“. Ihre gut gewählten, erstaunlichen Beispiele illustrieren, wie Sprache Wirklichkeit kreiert, strukturiert und formt und damit unser Sein definiert. Erhellend analysiert und benennt sie alltägliche, ausgrenzende und diffamierende Kommunikationsmuster und zeigt damit, dass gesellschaftlich freie Räume immer wieder geschaffen und individuell erarbeitet werden müssen.
Die Lektüre dieses außergewöhnlich klugen und lebendig geschriebenen Buches bereitet große Freude, ist immer wieder überraschend und fordert heraus. Kübra Gümüsay sensibilisiert in hohem Maß für den Umgang aber auch die wunderbar bereichernde Arbeit mit Sprache, um einen Dialog auf Augenhöhe mit einem Gegenüber zu ermöglichen - und damit die Voraussetzung für eine wirklich teilnehmende demokratische Gesellschaft zu schaffen. mc
 
208 Seiten
18,00 €

Richard Wrangham. Die Zähmung des Menschen. Warum Gewalt uns friedlicher gemacht hat. Eine neue Geschichte der Menschwerdung


DVA Verlag
 
Es geht um nichts weniger in diesem Buch, als einen zentralen Teil der „Natur“ des Menschen zu verstehen - sein Verhältnis zur Gewalt.
Richard Wrangham, Professor für Anthropologie in Harvard und einer der führenden Primatenforscher, beschäftigt sich bereits Jahrzehnte mit „den Wurzeln menschlicher Friedfertigkeit“. Sein Blick auf die Feldforschung zeigt, wie vielfältig und differenziert das Spektrum an Verhaltensmöglichkeiten bei unseren unmittelbaren tierischen Verwandten ist: Extrembeispiele sind u.a. Schimpansen, die wiederholt heftige Gewalt gegenüber eigenen Gruppenmitgliedern und fremden Gruppen ausagieren, kooperierende Bonobos, die Bündnisse durch Sex schmieden. Scheinbar Widersprüchliches ist nachweislich genetisch auch im Menschen verankert. Richard Wranghams Ausführungen zu „reaktiver und aggressiver Gewalt“, zu unserer „gespaltenen menschlichen Natur“, zur Akzeptanz „guter und böser Anteile“ sind stichhaltig. Sie münden in die These, dass unsere vermeintlich negativen Anteile unentbehrlich und konstitutiv für die Ausprägung zivilisierter Gesellschaften sind. „Gewalt und Krieg“ sind für ihn entscheidende zivilisierende Faktoren, die menschliche Friedfertigkeit hervorbringen. Originell verbindet Wrangham dabei neueste Ergebnisse interdisziplinärer Forschung; seine Thesen sind aber durchaus auch streitbar. Darüber hinaus wären weiterführende Überlegungen zu hybriden Formen von Gewaltausübung wie wiederholter exzessiver Gewalt in zivilisatorisch hoch entwickelten Gesellschaften mit ausgeprägten Rechtssystemen und Ausführungen zu Phänomenen wie kalkulierter Grausamkeit und Sadismen, die die Tierwelt nicht kennt, wünschenswert und einzubeziehen. Welche „Funktion“, welchen Platz würde Wrangham diesen „Bestandteilen“ im Lauf der Evolution zuweisen? Er schließt mit einer durchaus zu teilenden Hoffnung: „Nur weil etwas natürliche Ursprünge hat, bedeutet das nicht, dass wir ihm in unserem Leben einen Platz einräumen sollten.“ Ein außerordentlich anregendes und spannendes Buch, dessen Thesen zu diskutieren sind. mc
 
496 Seiten
28,00 €

ILKO-SASCHA KOWALCZUK. DIE ÜBERNAHME. WIE OSTDEUTSCHLAND TEIL DER BUNDESREPUBLIK WURDE


C.H.Beck Verlag
 
Im Zuge des Mauerfall-Jahrestages 2019 sind eine Vielzahl von Büchern erschienen, auch über die30 Jahre danach. Dieses möchte ich besonders hervorheben.Auf knapp 300 Seiten werden alle wesentlichen Aspekte der Transformation der maroden, unflexiblen DDR-Gesellschaft mit ihrer bankrotten Wirtschaft beschrieben und durch sachkundige Erläuterung der nüchternen Statistiken untermauert. Immer mit dem Blick auf die Menschen, deren gesamte Lebensrealität sich von heute auf morgen radikal veränderte. Die westdeutschen Bürger hatten so etwas zuletzt im Übergang der Schwarzmarkt-Zeit zur geordneten Marktwirtschaft erlebt. Der Autor ist Zeithistoriker, in der DDR aufgewachsen. Er kann besonders kompetent auch seinen Mitbürgern ihre Irrtümer aufzeigen. Die Unkenntnis der Ost- und der Westdeutschen über die Wirklichkeit im jeweils anderen Teilstaat ist auch heute noch erschreckend.
Wer dieses Buch liest, verliert hoffentlich seine aus Unkenntnis entstandenen Vorurteile. js
 
319 Seiten
€ 16,95

Catherine Bailey. Bis wir uns wiedersehen

wbg Theiss Verlag
 
Erzählt wir die Geschichte von Fey von Hassell, der Tochter von Ulrich von Hassell, der dem Widerstand gegen Hitler angehörte und 1944 hingerichtet wurde. Sie war verheiratet mit einem italienischen Adligen, Detalmo Pirzio-Biroli, der ein Widerstandskämpfer gegen den Faschismus war, und sie lebte in einem Palzzo in der Nähe von Venedig. Nach dem Attentat auf Hitler am 20.Juli 1944 wurden im Zuge der Sippenhaft zahlreiche Familienmitglieder der Widerstandskämpfer zusammen inhaftiert. Nach einem langen und leidvollen Weg, der in Innsbruck begann, landeten sie als Sonderhäftlinge erst in Buchenwald und schließlich in Stutthof, um dort als Geiseln Himmler auf ihren Einsatz für seine politischen Zwecke auszuharren. Zu Beginn dieser Ereignisse wurden Fey von Hassell ihre zwei Söhne (2 und 4 Jahre alt) weggenommen und mit einer geänderten Identität in ein Waisenhaus gesteckt und damit einem unbestimmten Schicksal überlassen. Neben allem anderen zerriss diese Trennung und die völlige Aussichtslosigkeit eines Wiedersehens ihr Herz. Über viele Monate, nach vielen Entbehrungen, Leiden und seelischen Katastrophen gelang lange nach Kriegsende das Unerwartete. Catherine Bailey, Bestsellerautorin und Dokumentarfilmregisseurin, schildert die Ereignisse und Irrfahrten in ihrem Buch „Bis wir uns wiedersehen“ einfühlsam und nach sorgfältigem Rechercheaufwand sehr genau. Der Leser verfolgt den Verlauf der Ereignisse mit großer Anteilnahme, ist entsetzt über das, was Menschen einander antun können und am Ende ebenso erleichtert über den Ausgang wie die Mutter. kp
 
488 Seiten
€ 28,-

H. GLENN PENNY. IM SCHATTEN HUMBOLDTS. EINE TRAGISCHE GESCHICHTE DER DEUTSCHEN ETHNOLOGIE

Aus dem Englischen von Martin Richter

C.H. Beck Verlag

Widmet man sich der Entstehungsgeschichte ethnologischer Sammlungen, begibt man sich schnell auf „schwieriges Terrain“. Die deutsche Ethnologie und die unrühmlichen Hypotheken des deutschen Kolonialreichs und des Kolonialismus sind untrennbar miteinander verbunden, und ebenso untrennbar davon ist berechtigterweise die Frage nach Restitutionen.

Der amerikanische, in Iowa lehrende Historiker H. Glenn Penny versucht mit seinem Buch einen Beitrag zur Versachlichung der Diskussion im Zuge aufgeheizter Debatten um das Berliner Humboldt-Forum und „verbaler Aufrüstung“ wie Gleichsetzung ethnologischer Artefakte mit „verstrahltem Atommüll“ zu leisten.

Er schildert engagiert die spannende Geschichte u.a. der Berliner ethnologischen Sammlung sowie die Lebensläufe ihrer Begründer, und differenziert angemessen menschliche Ambivalenzen und Einstellungen der sich dezidiert jenseits von Rasse, Nation und kultureller Überlegenheitsideologie, in der Tradition Alexander von Humboldts verstehenden ersten Wissenschaftler und Sammler.

Penny wird vorgeworfen, „regelrechte Storys“ zu verfassen, „Verflachung und Verharmlosung“ durch die Art und Inhalte seiner Darstellung zu betreiben - doch möchte er die Sammlung und deren Geschichte nicht ausschließlich und voreilig auf Fragen von Rückgabe und Entschädigung reduziert wissen. Zentral ist für ihn unser Verständnis ihrer Entwicklungsgeschichte sowie der heutige und zukünftige Umgang mit diesen Sammlungen. Die Entstehungsgeschichte der Sammlung des Berliner Ethnologischen Museums, die mit ihren ca. 500 000 einzigartigen Objekten eine der weltweit größten ethnologischen Sammlungen ist, bedarf einer wissenschaftlich fundierten, gründlichen und unaufgeregten Betrachtung, die er streitbar leistet.
Malcah Castillo

287 Seiten
€ 26,95

FRANK BÖSCH. ZEITENWENDE 1979. ALS DIE WELT VON HEUTE BEGANN

Verlag C.H.Beck
 
Warum gerade 1979? Sollte nicht erst 1989 mit dem Zusammenbruch des Sowjet-Imperiums das „Ende der Geschichte“ eingeläutet werden, wie Fukuyama diagnostizerte, sozusagen die „Stunde Null“ der Jetztzeit schlagen? Aber es gibt gute Gründe die Ereignisse von 1979 genauer zu betrachten und als ZEITENWENDE zu bezeichnen.
1979 mussten die USA das Scheitern ihrer diktatorischen und korrupten Satrapen in Nicaragua (Somoza) und im Iran (Schah Reza Pachlewi) hinnehmen und tragen damit die Verantwortung für das Entstehen sozialistischer Gegenbewegungen in Lateinamerika und das Erstarken des radikalen Islams. Als Nachhutgefecht des Kalten Krieges unterstützten die westlichen Staaten die Taliban mit Waffen gegen den sowjetischen Einmarsch in Afganistan. Heute versucht der Westen verzweifelt, den islamistischen Fundamentalismus einzudämmen. Unter Deng Xiaoping öffnete sich die Volksrepublik China für die Weltwirtschaft und die Weltpolitik und in Deutschland war man stolz auf die humanitäre Geste, vietnamesischen Boat-People eine neue Heimat zu geben. Heute werden Kriegsflüchtlinge bei uns als Belastung empfunden. Mit Margret Thatschers Wahl in Großbrittannien begann der Siegeszug des Neoliberalismus in Europa. Die zweite Ölkrise zeigte uns die Abhängigkeit von der Energieversorgung und das Energiesparen rückte in den Fokus. Gleichzeitig zerplatzte die Hoffnung auf die Atomwirtschaft. In Harrisburg schrammte Amerika knapp an einem Supergau entlang. Die Antiatombewegung ließ die Grünen entstehen und das Bewußtsein für den Schutz der Umwelt. Mit der Fernsehserie Holocaust wurde endlich den Wirtschaftswunder-Deutschen und ihren Kindern das Ausmaß der Verbrechen Nazideutschlands im Bewußtsein verankert.Nach den KSZE-Konferenzen ab Ende 1975 kam die Helsiki-Bewegung in Gang, die den Menschen im Sowjetimperium die Berufung auf Freizügigkeit und Meinugsfreiheit ermöglichte, die dann Schritt für Schritt zum Zusammenbruch der Sowietherrschaft führte.
Jedes aktuelle politische Ereignis hat seine Wurzeln in der Vergangenheit und die hat wieder eine Vergangenheit. Frank Böschs Betrachtungen der Zeit um 1979 sind sehr hilfreich, das aktuelle Chaos der Weltpolitik zu verstehen. Jürgen Schleicher
 
512 Seiten
28€

DANIEL MENDELSOHN. EINE ODYSSEE. MEIN VATER, EIN EPOS UND ICH

Aus dem Englischen von Matthias Fienbork

Siedler Verlag 

Odysseus weint, permanent. „Was ist daran so heldenhaft?“ Er ist kein besonders bewundernswerter Typ, wenig heldisch: Lügner, Ehebrecher und vieles mehr - der 81jährige Vater Mendelsohn fährt seinem Sohn gegenüber, dem anerkannten Altphilologen, Schriftsteller und Journalisten Daniel Mendelsohn provokante Geschütze auf. Er belebt und bereichert immer wieder unkonventionell, kauzig und klug das Seminar seines Sohns zur Odyssee, das dieser am amerikanischen Bard College hält. Beide begeben sich, nicht um den nahen Tod des Vaters wissend, auf eine bewegende Lebensreise - eine zarte, liebevolle, dabei verblüffend unsentimentale Annäherung des Sohns an den Vater und eine grundlegende Suche nach Erinnertem und Wirklichkeit. Die Odyssee, eine der großen alten Erzählungen über Aufbruch und abenteuerliche Heimkehr, Familienbande, Fremdheit und Vertrautheit ist dabei archetypischer Leitfaden und Spiegel. Eine wunderbar erzählte Geschichte und nebenbei ein schönes Plädoyer für das horizonterweiternde Studium alter Sprachen und Epochen. Malcah Castillo

 

352 Seiten
26€

UWE SOUKUP. DER 2.JUNI 1967. EIN SCHUSS, DER DIE REPUBLIK VERÄNDERTE

TRANSIT Buchverlag 

Kaum ein Ereignis der Nachkriegszeit hat das Vertrauen der jungen Generation in die
Rechtsstaatlichkeit der Bonner Republik so massiv und nachhaltig erschüttert, wie der gezielte Todesschuß des Staatsschutz-Beamten Kurras auf den Demonstranten Benno Ohnesorg.
Die Bedrohung der Pressefreiheit in der SPIEGEL-Affäre, die Auseinandersetzung um die Notstandsgesetze und die Versuche, in Schulen und Universitäten politische Diskussionen über das kapitalistische System und den Krieg der USA in Vietnam zu verhindern, brachten vor allem die Studenten gegen den autoritären Staat auf. Auch die Rolle der Wissenschafts- und Wirtschaftselite in der Nazizeit musste hinterfragt werden. Besonders im eingemauerten Berlin des Kalten Krieges
prallten die Gegensätze massiv aufeinander.
Die Demonstrationen gegen den Besuch des iranischen Potentaten Schah Reza Pachlevi boten der Westberliner Polizei die Gelegenheit, den aufmüpfigen Studenten eine Lektion zu erteilen, damit ihnen die Lust am Demonstrieren vergehe. „Rädelsführer“ sollten von zivilen Greiftrupps dingfest gemacht und die Demonstranten mal ordentlich verprügelt werden. Eine richtige „Notstandsübung“.
Fotos und Filme liefern umfangreiche Beweise von der Brutalität der Staatsdiener und dem Todesschuss auf Benno Ohnesorg. Dieses Material, sowie Justiz- und Behördenakten und viele Augenzeugenberichte, hat Uwe Soukup zusammengetragen und neu bewertet. So entstand eine Dokumentation über ein Staatsverbrechen: Der Mord an Benno Ohnesorg. Denn der zweite Teil des Skandals besteht in der systematischen Vertuschung der wahren Vorgänge bei der Aufarbeitung durch Polizei, Justiz, Mediziner und andere staatliche Organe.Der Todesschütze Kurras wurde vor Gericht in allen Verfahren freigesprochen und lebte bis zu seinem Tod unbehelligt in Berlin. Nur einmal noch machte er Schlagzeilen, als 2009 herauskam, dass er für die DDR-Staatssicherheit die Westberliner Polizei ausgespäht hatte. Auch dieses Doppelspiel wird im Buch beleuchtet.
Soukup gelingt ein sehr interessantes Zeitdokument. Eine Mahnung an uns alle, wachsam zu sein gegenüber staatlicher Macht. Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit und Meinungsfreiheit müssen
auch in Demokratien stets verteidigt werden. js

191 Seiten
20,00€

HELMUT LETHEN DIE STAATSRÄTE. ELITE IM DRITTEN REICH: GRÜNDGENS. FURTWÄNGLER. SAUERBRUCH.SCHMITT

Rowohlt Berlin
 
Das Verhältnis von Geist und Macht ist immer heikel, in autoritären Staatsgebilden aber besonders problematisch. Die gesellschaftlichen Eliten,Wissenschaftler, Künstler, Wirtschaftsführer, suchen die Nähe zur Staatsmacht, denn diese entscheidet über Laufbahn, Finanzmittel und damit über das Leben des Einzelnen. Anpassung, Arrangieren und Lavieren bringt persönliche Vorteile - Widerspruch in Diktaturen kann tödlich enden.
Helmut Lethen verfolgt die Karrieren von vier berühmten Repräsentanten Nazideutschlands. Hermann Göring selbst wählte sie gezielt aus, schützte sie. Er benutzte sie als Vorzeigeintellektuelle und sie ließen sich benutzen. Sie waren Mitläufer, manchmal auch Überzeugungstäter. Ihr Ansehen war bis in die Nachkriegswirren und die frühe Bundesrepublik hinein stabil. Anhand ihrer öffentlichen Publikationen, Selbstzeugnisse und der Berichte von Zeitgenossen versucht Helmut Lethen ihre Persönlichkeit zu ergründen. Er lässt sie zu imaginären Gesprächsrunden zusammenkommen und offenbart ihre Widersprüchlichkeit, Feigheit und Anpassungsstrategien.
Am Ende werden alle vier glimpflich davonkommen: der homosexuelle Theaterdirektor, der abgehobene Stardirigent, der Chefchirurg und Reichsforschungsrat. Besonderes Glück hatte der Staatsrechtler Carl Schmitt: Ein robusterer Genosse warf ihn 1936 von der Karriereleiter im Machtgefüge der Partei. So konnte sich der Vordenker und Sprachformer des antisemitischen Führerstaates "nur als beobachtender Wissenschaftler" stilisieren und blieb im Nürnberger Prozeß vor einer Anklage verschont.
Nicht nur über die vier Preußischen Staatsräte im NS-Staat, auch über Denken, Fühlen und Handeln vieler anderer Weimarer Geistesgrößen wird in diesem glänzend formulierten Buch berichtet, mit hohem Erkenntniswert für Deutschlands aktuelle Situation.
Aufgepasst, Freunde der Demokatie! js
 
351 Seiten
24€
 

LUTZ C. KLEVEMAN. LEMBERG. DIE VERGESSENE MITTE EUROPAS

Aufbau Verlag

Um sich ein Bild von der 2014 aufbrechenden Ukraine-Krise zu machen, begibt sich der Journalist und Historiker Lutz C. Kleveman ins westukrainische Lemberg. Ergebnis seiner Recherchen ist ein aufwühlendes, verstörendes, unbedingt lesenswertes Buch, das weit über eine kulturgeschichtliche Darstellung der Stadt hinausgeht.
Lembergs Geschichte zu schreiben bedeutet, eine Geschichte immer wieder aufbrechender Gewalt zu dokumentieren und zu bewerten. Kleveman schildert neben bekannten stadthistorischen Tatsachen, die unbequemen erschütternden, zum Teil bis heute negierten oder ideologisch instrumentalisierten Kapitel der Vergangenheit: u.a. das auf europäischem Boden größte Judenpogrom seit dem Mittelalter im Juli 1941, in dessen Verlauf „4000 Menschen tot in den Straßen von Lemberg lagen“; die Geschichte des Stalag 328, des Vernichtungslagers der Wehrmacht auf der Lemberger Zitadelle, in dem innerhalb von drei Jahren etwa 140 000 Kriegsgefangene verhungerten oder getötet wurden; sowie die Geschichte des KZs Janowska, in dem nach der Liquidierung des Lemberger Ghettos 1943 die letzten Lemberger Juden besonders grausam vernichtet wurden. Lemberg schrumpft bis 1944 auf die Hälfte seiner Bevölkerung und verliert im Lauf seiner weiteren Geschichte fast 90 Prozent seiner ursprünglichen Bevölkerung.
Klevemans Schilderungen sind besonders im zweiten Buchteil nur schwer zu ertragen, da er dem Leser traurige Tatsachen und sadistische Grausamkeiten nicht erspart. Doch macht nur dieses Vorgehen begreifbar, wie tief tatsächlich die Risse, wie stark Verdrängung, wie vielfältig und zentral emotionale Verflechtungen auf dem europäischen Kontinent wirken. mc

315 Seiten
24,00€

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