Aufbau.
Für Ernesto Schmitt, den siebzehnjährigen Protagonisten aus Sabrina Janeschs drittem Roman, sollte das Leben gerade so richtig beginnen: Der öden Lüneburger Heide wollte er den Rücken kehren, nach Südamerika aufbrechen und mit einer „knallharte[n] Doku" zurückkehren, die ihm den ersehnten Platz an der Filmhochschule seiner Wahl sichern sollte. Soweit die Theorie. In der Praxis begegnet dem Leser ein resignierter Ernesto, dessen Ziel in unerreichbare Ferne gerückt ist, weil dieser für einen fremd verschuldeten Brand 200 Sozialstunden aufgebrummt bekommt. Den Leser erwartet folglich keine knallharte Doku Südamerikas, sondern eine Einführung in den Lüneburger Oikos der Familie Schmitt. Nach diesen interessanten wie amüsanten Schilderungen des Adoleszenten nimmt die Geschichte jedoch rasch an Fahrt auf, dem glaubwürdigen Charakter Ernesto Schmitt wird sein ebenso eigensinniger wie liebenswürdiger Onkel Alfonso Schmitt y Camba mitsamt gleichsam eigensinnigem doch weniger liebenswürdigem uruguayischen Hirtenhund namens Astor Garcilaso de la Luz y Parra zur Seite gestellt. Das für Leser und Ernesto in gleicher Weise zunächst etwas unglaubwürdige Duo aus Südamerika wirkt jedoch als Zünglein an der Waage und kurz darauf sitzt das holprige Dreiergespann im nicht minder holprigem Fiat Panda – Kosename „Möhre" – auf dem Weg Richtung Hundeschau in Bad Diepenhövel und auf der Flucht. Ernesto und Alfonso werden zu Gesetzlosen und die Lüneburger Heide zum Wilden Westen, vermeintliche Feinde entpuppen sich als Freunde, junge Hirten werden zu weisen Einsiedlern. Sabrina Janesch führt die Handlung mehrmals an den Rand des Absurden, doch ihr Geschick für Komik einerseits und das rührende Verhältnis von Neffe und Onkel, Alt und Jung andererseits, machen den „Tango für einen Hund" bis zuletzt lesenswert. Tschick-Leser werden es mögen. rb
Für Ernesto Schmitt, den siebzehnjährigen Protagonisten aus Sabrina Janeschs drittem Roman, sollte das Leben gerade so richtig beginnen: Der öden Lüneburger Heide wollte er den Rücken kehren, nach Südamerika aufbrechen und mit einer „knallharte[n] Doku" zurückkehren, die ihm den ersehnten Platz an der Filmhochschule seiner Wahl sichern sollte. Soweit die Theorie. In der Praxis begegnet dem Leser ein resignierter Ernesto, dessen Ziel in unerreichbare Ferne gerückt ist, weil dieser für einen fremd verschuldeten Brand 200 Sozialstunden aufgebrummt bekommt. Den Leser erwartet folglich keine knallharte Doku Südamerikas, sondern eine Einführung in den Lüneburger Oikos der Familie Schmitt. Nach diesen interessanten wie amüsanten Schilderungen des Adoleszenten nimmt die Geschichte jedoch rasch an Fahrt auf, dem glaubwürdigen Charakter Ernesto Schmitt wird sein ebenso eigensinniger wie liebenswürdiger Onkel Alfonso Schmitt y Camba mitsamt gleichsam eigensinnigem doch weniger liebenswürdigem uruguayischen Hirtenhund namens Astor Garcilaso de la Luz y Parra zur Seite gestellt. Das für Leser und Ernesto in gleicher Weise zunächst etwas unglaubwürdige Duo aus Südamerika wirkt jedoch als Zünglein an der Waage und kurz darauf sitzt das holprige Dreiergespann im nicht minder holprigem Fiat Panda – Kosename „Möhre" – auf dem Weg Richtung Hundeschau in Bad Diepenhövel und auf der Flucht. Ernesto und Alfonso werden zu Gesetzlosen und die Lüneburger Heide zum Wilden Westen, vermeintliche Feinde entpuppen sich als Freunde, junge Hirten werden zu weisen Einsiedlern. Sabrina Janesch führt die Handlung mehrmals an den Rand des Absurden, doch ihr Geschick für Komik einerseits und das rührende Verhältnis von Neffe und Onkel, Alt und Jung andererseits, machen den „Tango für einen Hund" bis zuletzt lesenswert. Tschick-Leser werden es mögen. rb
303 Seiten
19.95 €
19.95 €